Montag, 4. Juni 2012

04. Juni - Moral. Wie man richtig gut lebt

Der promovierte Mediziner und Jurist Rainer Erlinger, der den Lesern der "Süddeutschen Zeitung" durch seine allwöchentliche Kolumne "Die Gewissensfrage" bekannt sein dürfte, in der er große und kleine Ethikprobleme erörtert, ist der Autor des vorliegenden Buches.

Der Autor möchte keine neue Moral entwerfen, auch keine Einführung in die Ethik schreiben oder mit wissenschaftlich universitärem Anspruch eine Auseinandersetzung mit verschiedenen ethischen Theorien leisten. Stattdessen will er versuchen für die Bereiche, in denen man immer wieder vor Fragen steht, Zusammenhänge darzulegen und vermitteln, welche moralischen Grundsätze wichtig sind.

Sein Buch untergliedert der Autor in:

1. Grundsätzliches (hier schreibt er über Egoismus, über die Lüge, über Toleranz, über ethische Theorien und über Recht und Moral)

2. Moral und Alltagsleben (hier geht es um: Höflichkeit und Manieren, Sexualität und Beziehung, Konsum und Geld, Soziales, Gemeingut, Familie und Freundschaft, Tiere, Umwelt und Natur)

3. Grundpfeiler einer zeitgemäßen Moral (Themen sind Achtung, Verständnis, Rücksicht)

4. Ein aufschlussreicher Epilog rundet die genannten Reflexionen des Autors dann ab.

Gefallen hat mir, dass Erlinger seine Überlegungen mit Beispielen aus der Realität in Verbindung bringt und damit klar macht, dass es bei Moral nicht um ein gedankliches Konstrukt geht, sondern um sinnvolles Verhalten, das das Zusammenleben erträglicher gestaltet. Es geht insofern um Abwägungen, die immer auf der Grundlage des Respektes und der Achtung seiner Gegenüber getroffen werden sollten.

Beim Thema "Lüge" fand ich den Hinweis auf Kant interessant. Kant sah in Lügnern nämlich bloße Sprachmaschinen. Erlinger hinterfragt den Gedanken und gelangt zum Ergebnis, dass die Lüge die Sprache eines Teils ihrer Funktion als Möglichkeit des

In puncto Toleranz kann es keine Toleranz gegenüber Missachtung von Grundrechten geben, damit endet die Meinungsfreiheit z.B. dort, wo Dritte verleumdet werden.

Interessant ist die kurze Abhandlung ethischer Theorien. Natürlich kann man hier auch Kants Zweckformel nachlesen, in der ich den Schlüssel für ein positives Zusammenleben sehe: "Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals als Mittel brauchest."

Alles in allem ein gutes Buch, das verdeutlicht, dass man sich davor hüten sollte, in den Moralwahnsinn zu verfallen, an dem Moralapostel leiden, sondern sein Verhalten immer auf der Grundlage von Achtung und Respekt sich und seinen Mitmenschen gegenüber ausrichten sollte.

Empfehlenswert.

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