Sonntag, 13. Dezember 2009

13. Dez - Adventsfeier über Simeon


Habe zwei verschiedene Adventsfeiern gehabt. Morgens in der Arche Lübeck und nachmittags in der Seniorenresidenz in Vaale.

Dabei habe ich von Simeon aus Lukas 2,25-35 gesprochen.

Simeon, der sich nach Frieden sehnte, fand ihn in der Gestalt eines Babys - in Gottes verheißenem Fürst des Friedens. Nachdem er dieses Kind - die Rettung Gottes - gesehen hatte, freute er sich, daß er jetzt in Frieden sterben dürfte. In einem Ausbruch des Lobes prophezeite er, daß diese Rettung alle Völker der Welt einschließen würde.

Die Geschichte habe ich aus der Sicht von Simeon versucht zu erzählen

Ich war so müde, daß ich sterben wollte. Mein Land war im Chaos, und mein Volk war von Sünde und Rebellion gegen den Herrn durchdrungen. Ich sehnte mich nach Rechtschaffenheit - und am allermeisten nach Frieden.

Wir waren ein besiegtes Volk, den Römern unterworfen. Vor sechzig Jahren, als General Pompejus in unser Land einmarschierte und es unterwarf, wußten wir, daß wir einer kultivierten Militärmacht zum Opfer gefallen waren. Die Römer dominierten unser Land. Sie errichteten Lager, Festungen und Häfen. Niemand mochte sie. Wir wünschten uns, daß sie nicht hier wären, aber offensichtlich hatten sie vor, hierzubleiben.

Erstaunlicherweise behandelten sie uns in vielerlei Hinsicht mit Respekt. Sie erlaubten uns, unsere Religion auszuüben und Synagogen zu bauen. Wir waren vom Dienst im römischen Heer befreit, und sie zwangen uns nicht dazu, den Sabbat zu verletzen. Auf der anderen Seite vergewaltigten sie unsere Frauen, und sie demoralisierten unser Volk. Es gab keinen Frieden in unserem Land, und solange die Römer da waren, würde es keinen geben.

Aber ich hatte meine Hoffnungen nicht aufgegeben. Inmitten all dieser Dunkelheit, Erniedrigung und Verzweiflung gab es eine kleine Gruppe von Männern und Frauen, die sich auf den Tag der Befreiung Israels von den Römern freute. Gott hatte versprochen, uns Segen, Trost, Freude und Friede zu sein in der Person des Messias. Die Unterdrückung stärkte unser Sehnen nach demjenigen, der uns befreien würde. Wir nannten diese Sehnsucht "Das Warten auf den Trost Israels."

Ich war nur ein normaler Mensch - kein Priester - nicht einmal ein Levit. Sowohl im Tempel als auch unter dem Volk bekleidete ich kein wichtiges Amt. Aber anderen gegenüber war ich ehrlich, und die Aufgaben, mit denen Gott mich beauftragt hatte, erfüllte ich pflichtbewußt.

Die Traurigkeit, die ich für mein Volk empfand, war so tief und schmerzhaft, daß ich Gott um etwas Besonderes bat: "Bitte laß mich nicht sterben, bis ich den verheißenen Messias gesehen habe! Laß mich bitte die Rettung Israels sehen!" Dann gab mir der Heilige Geist ein bedeutungsvolles Versprechen: "Du wirst nicht sterben, bis du Ihn siehst."

Eines Tages fühlte ich mich zum Tempel hingezogen. Ich hatte nicht vor, an diesem Tag dazusein, aber bald befand ich mich in dem Hof des Tempels.

Während ich da war, fiel mir besonders ein junges Ehepaar mit ihrem Baby auf. Ich ging ihnen entgegen. Offensichtlich waren sie zur Reinigung der Mutter und zur Darstellung des Kindes da. Oft sah man Eltern, die ihr Kind dort für diesen Anlaß hinbrachten.

Auf einmal wußte ich - irgendwie wußte ich - dieses Baby war der Messias. Nur der Geist Gottes hätte mir das offenbaren können.

Ich sah ihr in die Augen und sagte: "Liebe Schwester, dürfte ich dein Kind halten?" Nach einem schnellen Blick zu ihrem Mann nickte er ihr bejahend zu. Sie sah mich an und gab mir behutsam ihr Baby. Ich nahm Ihn in die Arme und hielt Ihn an meine Brust. Ich vergoß Freudentränen.

Mit beiden Händen hielt ich Ihn hoch, und ich fing an, Gott zu preisen: "Herr, jetzt läßt Du Deinen Diener in Frieden, Deinem Wort nach, verscheiden, denn meine Augen haben Deine Rettung gesehen."

Bis zu diesem Tag fühlte ich mich wie ein Diener, dessen Herr ihm gesagt hatte, er sollte zu einer hohen Stelle gehen und auf das Erscheinen eines besonderen Sternes warten. Während einer sehr dunklen Nacht, durch lange, ermüdende Stunden, hatte ich aufgepaßt, und endlich hatte ich den Stern gesehen.

Ich wußte, daß dieses Baby die Rettung Gottes war. Mitten in meinem Lob zeigte mir Gott etwas Neues. Sein Licht, Seine Rettung, würde über die jetzige Unterdrückung des jüdischen Volkes hinausscheinen. Sein Licht würde so hell scheinen, daß alle Nationen es sehen würden.

Nach meinem Gebet merkte ich, daß meine Tränen meinen Bart durchnäßt hatten. Ich gab der Mutter ihr Kind zurück. Beide Eltern sahen erstaunt aus. Vielleicht waren sie überrascht und erfreut, daß Gott mir dieses Geheimnis offenbart hatte. Vielleicht war es, daß mein Lobgesang ihnen ein besseres Verständnis der göttlichen Majestät ihres Babys gegeben hatte.

Sie stellten sich als Josef und Maria vor, und ihr Baby hieß Jesus. Sie erzählten mir von der Botschaft des Engels an Maria über die Empfängnis des Kindes. Sie erzählten mir auch von der Zuversicht, die ein Engel Josef gegeben hatte. Sie sprachen von Jesu Geburt in Bethlehem und von den Hirten, die kamen, um Ihn anzubeten. Sie erzählten auch von der Botschaft der Engel an die Hirten - von der Verkündigung, daß Jesus in Bethlehem geboren worden war.

Wir sprachen von herrlichen Dingen. Aber Gott gab mir dann eine Botschaft für das Ehepaar, welche die andere Seite der Lage zeigte. Die Rettung, welche das Kind bringen würde, würde einen hohen Preis kosten. Es würde sämtliches Böse, das in den Herzen böser Menschen hervorbringen. Und das Leiden, das Maria immer wieder miterleben würde, würde in ihr Herz wie ein Pfeil eindringen. Dieses Kind, Jesus, würde einigen ein Hindernis sein, aber anderen würde es ein Sprungbrett sein.

Ich hatte im Leben Ausschau nach Frieden gehalten, und da ich jetzt wußte, daß ich bald sterben würde, erwartete ich den selben Frieden. Das Land, in dem ich wohnte, war ein friedliches Land, und die Zeit war nicht friedlich. Aber trotzdem konnte ich eine Stimmen von Weihnachten sein - die Stimme des Friedens - denn an dem wunderbaren Tag im Tempel hielt ich den Einzigen, der echten Frieden auf die Welt bringen konnte. Endlich, nachdem ich Ihn gesehen hatte, war ich bereit, in Frieden zu sterben.

Hier kannst die Predigt aus Lübeck auch hören

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen