Montag, 21. November 2011

21. Nov - Judenmission


Weiterhin wird jeden Montagabend diskutiert wegen Israel und auch die Frage ob wir Juden missionieren sollen.

Als Judenmission bezeichnet man eine Missionstätigkeit von Christen, die Juden zum Glauben an Jesus Christus, das heißt an die Messias-Sein und Gottessohnschaft Jesu von Nazaret, bringen soll.

Judenmissionare setzen in der Regel voraus, dass Juden das Heil nur durch die christliche Glauben erlangen können. Ob und in welcher Form Judenmission danach fortgesetzt werden kann und soll, wird seit etwa 1960 kontrovers diskutiert.

Vor allem in der evangelikal geprägten Theologie und Praxis (aber nicht nur dort) wird die Judenmission auch heute noch überwiegend befürwortet und gefördert.

Judenmission wird als eine biblisch begründete Pflicht gesehen. So wird zum Beispiel Joh 14,6 so gedeutet, dass ohne ausdrückliche Anerkennung der Gottessohnschaft Jesu keine Erlösung möglich ist, und der Missionsauftrag (Mt 28,19f) wird als auch auf Juden bezogen verstanden.

In den Internationalen Kongressen für Weltevangelisation der weltweiten überkonfessionellen evangelikalen Lausanner Bewegung, wurde auch die Judenmission regelmäßig thematisiert. Im Abschlussdokument des ersten Kongresses (der 1974 in Lausanne stattfand), der sogenannten Lausanner Verpflichtung, fand sich zwar kein direkter Bezug auf die Missionierung von Juden, doch es wurde betont, dass Jesus Christus der einzige Mittler zwischen Gott und den Menschen sei.

Bei der im Jahr 1980 in Pattaya, Thailand, von der Lausanner Bewegung durchgeführten Consultation on World Evangelization entstand eine Arbeitsgruppe mit dem Titel „Reaching Jews“.

Der Bericht der Arbeitsgruppe über ihre Konsultationen in Pattaya wurde 1980 als Lausanne Occasional Paper 7: Christian Witness to the Jewish People veröffentlicht und enthält als ersten Punkt eine theologische Begründung für die Judenmission.

Der 2. Internationale Kongress für Weltevangelisation fand 1989 in Manila statt. Im sogenannten Manifest von Manila wird unter der Überschrift „Die Einzigartigkeit Jesu Christi“ auch die Notwendigkeit der Judenmission bekräftigt:

„Es wird manchmal behauptet, daß aufgrund des Bundes Gottes mit Abraham Juden Jesus nicht als ihren Messias anerkennen müssen. Wir bekräftigen, daß sie ihn wie jeder andere auch brauchen. Es wäre eine Form des Antisemitismus wie auch der Untreue gegenüber Christus, von dem neutestamentlichen Muster abzuweichen, das Evangelium ‚den Juden zuerst‘ zu bringen. Wir verwerfen darum die Behauptung, daß die Juden ihren eigenen Bund haben, der den Glauben an Jesus unnötig macht.“

2010 wurde in Kapstadt der 3. Internationale Kongress für Weltevangelisation durchgeführt, diesmal in Zusammenarbeit mit der Weltweiten Evangelischen Allianz. Die Kapstadt-Verpflichtung enthält die wesentlichen Grundzüge aktueller evangelikaler Theologie. In Teil IIB, Punkt 1 wird erneut bekräftigt:

„Wir bestätigen, dass im Gegensatz dazu, wie Paulus die Heiden beschreibt, das jüdische Volk die Bünde und Verheißungen Gottes zwar kannte, es jedoch noch immer die Versöhnung mit Gott benötigt durch den Messias Jesus Christus. Zwischen Juden und Heiden gibt es weder einen Unterschied bei der Sünde noch bei der Errettung. Nur im und durch das Kreuz können beide zu Gott, dem Vater kommen, durch den einen Geist.“

„Deshalb werden wir weiterhin erklären, dass die ganze Gemeinde die gute Nachricht von Jesus als dem Messias, Herrn und Erretter, mit dem jüdischen Volk teilen muss. Und im Geiste von Römer 14-15 bitten wir die heidnischen Gläubigen, messianische jüdische Gläubige zu akzeptieren, zu ermutigen und für sie zu beten, wenn sie unter ihrem eigenen Volk Zeugnis geben.“

Auch im Rahmen der Evangelischen Allianz wurde in den vergangenen Jahren auf internationaler Ebene theologisch an der Frage der Judenmission gearbeitet. Im August 2008 bearbeitete eine internationale Projektgruppe des theologischen Ausschusses der Weltweiten Evangelischen Allianz das Thema in Berlin. Ergebnis war die „Berliner Erklärung zur Einzigartigkeit Christi und zur Evangelisation unter Juden in Europa heute“, die zur Evangelisation unter Juden aufruft.

Die Argumentation der Berliner Erklärung beinhaltet folgende Punkte: Zuerst müssten Christen ihre eigene Schuld bekennen und Buße tun, also den Antisemitismus in ihren Reihen bereuen. Dann müssten sie die Ursache aller Völkermorde in der menschlichen Sünde bedenken, die Verfolger wie Leidende gleichermaßen betreffe. Im Evangelium habe Gott die einzige Lösung dafür geboten: die „Einzigartigkeit Christi.“ Gott rufe zur Evangelisation auch unter Juden auf, diese Adressaten hätten für ihn und die Apostel Priorität gehabt.

Die Scham, die viele Menschen wegen der Schoa empfänden, dürfe daher nicht dazu führen, dass sie das „direkte Evangelium“ für Juden durch den Dialog mit ihnen ersetzten. Die Christen sollten sich untereinander einigen, dass Jesus allein der Messias für alle Menschen sei. Die messianischen Juden spielten eine „wichtige Rolle im Werk und Zeugnis der Gemeinde“: Sie zeigten, dass man als Jude und Christ zugleich leben könne und dürfe.

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