Dienstag, 2. September 2014

02 Sept - Homosexualität


Wir als Christuszentrum Itzehoe beschäftigen uns mit dem Thema Homosexualität

Hier der erste Teil von einem offenen Brief des Präsidiums des BEFG an die Gemeinden

Zum Umgang mit dem Thema Homosexualität in Gemeinde und Bund

Warum wir uns zum Thema Homosexualität äußern

In vielen Gemeinden wird diskutiert, wie man in der Gemeinde mit homosexuell empfindenden Menschen umgehen soll. Außerdem sind wir als Bundesgemeinschaft herausgefordert zu entscheiden, wie wir uns bei Ordinierten Mitarbeitenden zu diesem Thema stellen.

Weiterhin hat das Thema eine hohe gesellschaftliche Relevanz. Es ist zum Gradmesser „politisch korrekten“ Verhaltens geworden. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um Akzeptanz von Homosexualität, sondern in vielen Fällen um die Propagierung einer Wahlmöglichkeit zwischen Hetero- und Homosexualität. Dieser Themenbereich hat sich dabei derart in den Vordergrund geschoben, dass hier eine Einordnung in den Gesamtbereich ethischer Fragen notwendig ist. Das gilt auch für die Diskussion unter Christen. Für manche Christen entscheidet sich am Umgang mit dem Thema Homosexualität, wer noch auf dem biblischen Fundament steht.

Gleichzeitig aber geht es um Menschen, denen wir begegnen. Deswegen sehen manche im Umgang mit homosexuell empfindenden Menschen auch einen Prüfstein für unsere Offenheit gegenüber den Menschen unserer Zeit.

Wir sind überzeugt, dass es sich lohnt und notwendig ist, auch tabuisierte und umstrittene Themen offen anzugehen. Wir können dadurch nicht nur lernen, offen über Tabus zu reden, sondern auch unsere Kompetenz im Umgang mit andersdenkenden Menschen fördern.

Wie wir uns mit dem Thema auseinandersetzen
Manche wünschen sich, dass „der Bund“ sagt, wo es lang geht. Aber wir leben in einer Bundesgemeinschaft von selbständigen und eigenverantwortlichen Gemeinden. Das Präsidium spricht dabei sehr wohl Empfehlungen aus, aber die sind kein Ersatz für die thematische Bearbeitung in den Gemeinden vor Ort.

Dort, wo das Thema in unseren Gemeinden offen diskutiert wird, zeigt sich oft eine erstaunliche Bandbreite. Wir betonen die Gewissensfreiheit, und das gilt auch bei diesem Thema. Bevor wir also die Bandbreite festlegen, was für Christen noch tolerierbar ist, sollten wir einander zuhören, ohne einander „den Glauben abzusprechen“. Das Thema gehört nicht zum zentralen Glaubensbekenntnis und darf deswegen nicht zum Prüfstein für wahres Christsein gemacht werden.

Biblischer Befund

Homosexualität wird in der Bibel an sieben Stellen angesprochen, die für die ethische Beurteilung unterschiedlich bedeutsam sind:

1. Mose 19,4-11 und Richter 19,22-26 berichten von dem Versuch homosexueller Vergewaltigung von Gästen eines Hausherrn. Schon die Vergewaltigung an sich ist ein Bruch des Gastrechts und Verletzung der Menschenwürde und ist daher zu verurteilen. Daher sagen die Stellen nichts Spezifisches zur Beurteilung von Homosexualität aus.

3. Mose 18,22 und 20,13 verurteilen den Geschlechtsverkehr zwischen Männern ganz allgemein als „Gräuel“. Im größeren Zusammenhang werden neben heidnischen Praktiken wie dem Moloch-Opfer vor allem unterschiedliche sexuelle Verirrungen wie sexueller Verkehr mit Verwandten und Tieren verurteilt. Begründet wird die Ablehnung dieser Praktiken mit der Zugehörigkeit Israels zu dem heiligen Gott. Eine direkte Übernahme dieser Gebote in Handlungsanweisungen christlicher Ethik verbietet sich allerdings, da auch Jesus mit Geboten der Thora differenziert umgegangen ist, z. B. beim Sabbatgebot oder den Speisegeboten (Mk. 2,23-36; 7,1-22). So stehen diese Gebote in einer Linie mit Stellen, in denen z. B. der Verzehr bestimmter Nahrung (3. Mose 11,10; 5. Mose 14,3 ff.) oder das Tragen bestimmter Kleidungsstücke (5. Mose
22,5) ebenfalls als „Gräuel“ verurteilt wird.

In 1. Kor. 6,9-11 und 1. Tim. 1,8-11 wird eine lange Liste von Handlungen aufgestellt, die „der heilsamen Lehre zuwider“ sind bzw. mit denen man „das Reich Gottes nicht ererben“ kann. Dort werden neben Dieben, Geizigen, Trunkenbolden, Ehebrechern, Mördern etc. auch Männer genannt, die sich aktiv oder passiv homosexuell betätigen.

All das gab es bei Menschen, die zur Gemeinde gehören, aber nun sind sie reingewaschen und gerecht geworden. Derartig praktizierte Homosexualität steht hier also in einer Reihe mit anderen Sünden und ist auch der Gemeinde nicht fremd. Aber sie ist wie jede Sünde mit einem Leben in der Nachfolge Christi nicht zu vereinbaren.

Allerdings ist die Bedeutung der griechischen Wörter malakoi und arsenokoitoi in diesem Zusammenhang umstritten. Luther übersetzte „Lustknaben“ und „Knabenschänder“. Geht es also hier um Päderastie (Knabenschändung)? Ist also nicht Homosexualität an sich, erst recht nicht in einer gleichberechtigten Liebesbeziehung, sondern die Praktizierung von männlicher Homosexualität in einem Abhängigkeitsverhältnis gemeint? Das ist aus den griechischen Worten selbst nicht eindeutig zu ersehen – neuere Übersetzungen schreiben daher „als Männer mit Knaben oder ihresgleichen verkehren“ (Gute-Nachricht-Bibel) oder sprechen ganz allgemein von jemand, der „homosexuell verkehrt“ (Hoffnung für alle). Deutlich ist auf jeden Fall: Es ist hier nicht von einer homosexuellen Neigung an sich die Rede, sondern von Männern, die homosexuellen Geschlechtsverkehr praktizieren.

Röm. 1,18-32 steht im Zusammenhang von Paulus' Argumentation zur Schuldhaftigkeit aller Menschen. Weil die (nichtjüdischen) Menschen Gott nicht als Gott verehren, sondern die Anbetung seiner Herrlichkeit mit der eines Götzenbilds vertauschten, hat Gott sie „in den Begierden ihrer Herzen dahin gegeben in die Unreinheit“ und „in schändliche Leidenschaften“. Als Beispiele nennt Paulus den „widernatürlichen“ sexuellen Verkehr von Frauen mit Frauen bzw. Männern mit Männern und fasst zusammen: „Sie haben den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen.“ Praktizierte Homosexualität ist also für Paulus ein Hinweis, ein Beleg, die Verworfenheit der Menschen deutlich macht, die anderen Göttern dienen statt dem einen Gott, der die Welt geschaffen hat.

Die Relevanz dieser Bibelstellen für die Beurteilung der Homosexualität wird sehr unterschiedlich beurteilt. Die Argumentationslinien markieren dabei sowohl die Unterschiede im Schriftverständnis als auch unterschiedliche Herangehensweisen in der ethischen Urteilsfindung.

Einige meinen aufgrund dieser Stellen, dass die Bibel grundsätzlich jede Form praktizierter Homosexualität ablehne. Sexualität sei legitim nur im Kontext der Ehe zwischen Mann und Frau auszuleben.

Andere sind der Auffassung, dass die angeführten Textstellen keine grundsätzlichen Aussagen zur Homosexualität machen, sondern vor allem ihre Entartung (z. B. durch den Zusammenhang mit Götzendienst oder Pädophilie) verurteilen. Verbindliche homosexuelle Partnerschaften auf der Grundlage von Liebe und Treue geraten in der Bibel nirgends in den Blick.

Es ist festzuhalten, dass Homosexualität in der Bibel nirgends positiv erwähnt wird. Jesus betont (im Zusammenhang mit der Frage nach der Ehescheidung) als ursprünglichen Schöpfungswillen Gottes für das Zusammenleben von Mann und Frau, dass eine Frau und ein Mann ein Leben lang zusammen leben (Mt. 19,4-7; Mk. 10,5-9 in Aufnahme von 1. Mose 1,27 f.; 2,24). In diesen Kontext gehört auch die menschliche Sexualität als Teil des „ein Fleisch Werdens“ von Mann und Frau (Mt. 19,4-7; Mk. 10,5-9 in Aufnahme von 1. Mose 1,27 f.; 2, 24).

Das Spannungsfeld: Liebe und Erkenntnis!
In der Nachfolge Jesu wollen wir das Wort Gottes ernst nehmen und gleichzeitig die bedingungslose Liebe und Gnade Gottes an die Menschen weitergeben. Das Liebesgebot und unterschiedliche Schrifterkenntnisse stehen im Gemeindealltag in Spannung zueinander. Was gilt mehr? Die Liebe zu den Menschen oder die Treue zur eigenen Schrifterkenntnis im Blick auf Gottes Gebote? Das darf nicht gegeneinander ausgespielt oder einseitig betont werden. Es muss darum gehen, diese Spannung auszuhalten, auch wenn dabei nicht alles eindeutig beantwortet werden kann.

Jesus liebt den Sünder, aber er lehnt die Sünde ab. Das ist eine hilfreiche Differenzierung, die uns helfen kann, den Kontakt zu Menschen zu halten, die „anders“ sind oder die nach unserer Meinung „in Sünde leben“, ohne uns dem Vorwurf auszusetzen, dass wir diese Taten gut heißen. Deswegen hatte Jesus auch keine Berührungsängste mit den Sündern seiner Zeit, obwohl er frommer Jude war. Und er ist uns ja auch so begegnet. Wir sind alle Sünder, gerechtfertigte Sünder, die täglich auf seine Vergebung angewiesen sind. Einer Einteilung in unterschiedlich schwere Sünden muss von daher widersprochen werden.

Wenn wir das Thema bearbeiten, werden wir immer wieder auf diese Spannung stoßen. Es bleibt eine Herausforderung, unterschiedliche Erkenntnisse im Blick auf das Verständnis von Gottes Wort klar zu benennen und gleichzeitig in der Liebe Jesu miteinander umzugehen.

Elstal im Februar 2013
Das Präsidium des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden

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