Dienstag, 19. April 2011

19. April - Empörung von Philip Roth


Aus der Bücherei habe ich das Hörbuch "Empörung" (englischer Titel Indignation) ausgeliehen, ein 2008 erschienener Roman des amerikanischen Schriftstellers Philip Roth auf 5 CD's.

Der 19-jährige Ich-Erzähler Marcus Messner, Sohn eines jüdischen Metzgers und Jurastudent, entzieht sich der plötzlich ausbrechenden paranoischen „Sorge“ seines Vaters, indem er vom College des heimatlichen Newark auf das in Winesburg, Ohio, wechselt.

Nun noch mehr auf Lernen und Bestnoten fixiert, sieht er sich zwei Mal zu einem Zimmerwechsel genötigt, worauf er vom Dean eine Vorladung erhält. In ihrem Disput entlarvt sich die Scheinheiligkeit der „Sorge“ des Dean durch Marcus‘ argumentative und moralische Überlegenheit Schritt für Schritt als das, was sie wirklich ist: ein perfides, den Zeitgeist des McCarthyismus spiegelndes Verhör, das darauf abzielt, jeglichen Ansatz nonkonformen Verhaltens zu brechen.

Das gelingt im Fall von Marcus nicht – und letzten Endes doch. Die höchst reale und begründete Angst, bei einem Verweis vom College in den Koreakrieg einberufen zu werden, verfehlt ihre Wirkung nicht. Marcus wird verunsichert, beginnt zu lavieren, verrät sogar seine erste Liebe – ein überwältigendes Erlebnis mit ihr hatte ihn in schwere Verunsicherung gestürzt. Er scheitert schließlich an einem vergleichsweise lapidaren, wenn auch signifikanten Fehler.

Ihm widerfährt, was der Leser von Beginn an befürchtet und nach einem Viertel der Lektüre mit Sicherheit weiß: ein schneller, grausamer und sinnloser Tod.

Der knapp 200-seitige Text teilt sich in zwei Kapitel (Unter Morphium, Aus und vorbei) von höchst unterschiedlicher Länge, ergänzt durch eine Historische Anmerkung.

Im zweiten, ganze 5 Seiten umfassenden Kapitel erfährt man – nunmehr durch einen auktorialen Erzähler –, dass das erste als eine Art rauschhafte Erinnerung zu lesen ist, die das Hirn des bewusstlosen, todgeweihten Marcus unter dem Einfluss von Morphiumspritzen leistet, welche nicht nur als Schmerzdämpfer, sondern zugleich wie Gedächtnistreibstoff wirken.

Die Empörung, die sich auf den mitfühlenden und –rebellierenden Leser überträgt, bezieht ihre Stärke gerade daraus, dass sie – obwohl nur Vergangenes erzählt und keinerlei Aktualisierung gesucht wird – im Kern auf Heutiges und potenziell immer wieder Mögliches zielt.

Ich fand das Buch nicht ganz so toll, allerdings sehr gut vorgelesen wenn auch die CD viel zu leise waren.

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