Da war einmal ein guter Mensch. Und dieser Mensch der fand in seinem Garten, einen großen Strauch, übervoll mit Hunderten von Raupen. Er hatte Mitleid mit dem hässlichen Gewürm, das sich da Stunde für Stunde vorwärts plagte, um mühselig die Stängel zu erklettern und ihr Fressen zu suchen. – "Arme Raupen", dachte er, "sie sehen kaum die Sonne, und haben keine Ahnung vom Regenbogen in den Wolken, und von den Liedern der Nachtigall!"
Da dachte unser guter Mensch: "Wenn diese Raupen nur wüssten, was einmal aus ihnen werden wird, wenn sie nur ahnen würden, was ihnen als Schmetterling blüht, sie würden ganz anders leben, froher, zuversichtlicher, mit viel mehr Hoffnung. Und sie würden erkennen, dass Leben eben nicht nur aus Fressen besteht und dass der Raupentod nicht das Letzte ist."
Er sagte es ihnen, aber die Raupen hörten nicht. Das Zukünftige, das Schmetterlinghafte das ließ sich in der Raupensprache, einfach nicht ausdrücken. So versuchte er es mit Gleichnissen, versuchte Vergleiche zu finden: Er sagte: "Dann als Schmetterling, da wird es so schön sein, wie auf einem riesigen Feld voller Mohrrübenkraut..." Und die Raupen nickten, und in ihrem Raupenhorizont dachten sie nur ans endlose Fressen.
Auch so ging es also nicht. Deshalb versuchte der gute Mensch den Raupen ganz deutlich zu sagen, was werden würde. Er sagte ihnen, dass ihr Puppensarg nicht das Letzte sein werde, dass sie verwandelt würden, dass Ihnen über Nacht Flügel wachsen würden und dass sie leuchten würden wie Gold. Die Raupen aber sagten: Jetzt spinnt er endgültig, Hau ab! Du hältst uns nur vom Fressen ab!
Raupen sind dumm, Raupen kapieren so etwas nicht. Raupen können die Botschaft von der Auferstehung als Schmetterling eben nicht verstehen. Das hätte unserem guten Menschen eigentlich von vorneherein klar sein müssen. Den Raupen etwas von einer zukünftigen Welt erzählen zu wollen, das war von Anfang an vergebliche Liebesmüh. Bei Raupen ist das eben so!
Zum Glück ist das bei uns ganz anders! Es gibt zwar auch in unserer Sprache keine Worte, um den Himmel zu beschreiben, auch Jesus Christus musste Gleichnisse gebrauchen, um uns vor Augen zu führen, welches ungeahnte Land da vor uns liegt, was das für uns bedeutet, dass er auferstanden ist, dass er uns damit den Weg in diese neue Dimension von Wirklichkeit bereitet hat. Verstehen können auch wir das zwar nicht, aber wir feiern trotzdem Ostern, im Gegensatz zu jenen dummen Raupen feiern wir auch ohne zu verstehen den Glauben an diese Auferstehung.
Ein Glaube, der in der Tat Leben verändern kann. Denn wer diesem Jesus Christus glaubt, wer wirklich glaubt, dass auch wir gleichsam über Nacht verwandelt werden, dass auch unser Leben mit seinem Tod an alles nur nicht an ein Ende stößt, wer das wirklich glaubt, der wird anders leben. Der wird nicht mehr, wie jene Raupen sein, die nur ans Fressen denken, der wird sein Herz nicht an Besitz und Reichtum hängen, an all die Dinge, die in jenem Leben, von dem Christus spricht absolut nichts mehr zählen. Er wird vor allem auf das achten, was wirklich bleibt, und allem voran auf die Beziehungen zu anderen Menschen, darauf, dass wir uns wirkliche Freunde erwerben, Beziehungen zu Menschen, die uns auch in diesem anderen Leben erhalten bleiben.
Darauf wird der, der Christus glaubt, vor allem achten, und dann wird auch selbst manches Schwere und Schmerzhafte, nicht so leicht in der Lage sein, ihn aus der Bahn zu werfen, "denn die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten," wie Paulus sagt, nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.", einer Herrlichkeit, die unser Leben schon jetzt reicher und fröhlicher macht, weil sie uns mit einer Hoffnung erfüllt, einer Hoffnung, die uns ganz ausfüllen will.
HIER kannst du die ganze Predigt hören