Freitag, 9. April 2010

09. April - Ikea: eine Stiftung?


Heute Abend waren Ramona und ich bei Ikea. Aber was ist Ikea?

Ein schwedisches Unternehmen? Nein, in wirklich ein kompliziertes Geflecht von Unternehmen, Holdings und Stiftungen im Besitz einer niederländischen Stiftung.

Die 1982 vom Ikea-Gründer Ingvar Kamprad ins Leben gerufene Stichting Ingka Foundation (SIF) besitzt die Ingka Holding Group, welche 210 der weltweit 240 Ikea-Einrichtungshäuser betreibt.

Laut „Economist“ hat die SIF einen aktuellen Wert von US$ 36 Milliarden und ist damit die reichste Stiftung der Welt. Sogar reicher als die Melinde and Bill Gates Foundation

Doch statt wie andere Stiftungen zum Beispiel Schulen oder AIDS-Programme zu fördern, hilft die SIF Kamprad Steuern zu vermeiden: In den Niederlanden ist die SIF als offiziell nicht Profit orientierte Organisation steuerbefreit.

Auch sonst schöpft Ikea alle legalen Mittel aus, um Steuern zu minimieren.

Forbes schätzt sein Vermögen auf 23 Mrd. US-Dollar. Somit sei er auf Platz 11 der reichsten Männer weltweit. Er ist damit die reichste in der Schweiz wohnhafte Person. Dabei kommt er in den Genuss der Pauschalbesteuerung, welche für Steuerpflichtige meist sehr günstig ist.

Obwohl Kamprad sein Eigentumsrecht 1982 offiziell an die Stichting Ingka Foundation abgegeben hat und nur mehr „Senior Adviser“ ist, kontrolliert er die SIF nach wie vor, und zwar via den fünfköpfigen Stiftungsrat, in dem auch Kamprads Frau und sein Schweizer Anwalt sitzen.

Offiziell sind die SIF-Milliarden „für Innovationen in Architektur und Innendesign“ bestimmt. Dieser gemeinnützige Zweckartikel ist aber mehr Etikettenschwindel als alles andere, denn die Stiftung dient doch primär der legalen, systematischen Steuervermeidung.

So macht die SIF nur minimale Ausschüttungen. Soweit diese überhaupt ausgewiesen werden, gingen 2005 gerade mal US$ 1,7 Millionen an das Institute of
Technology in Lund, wo vor allem Architektur gelehrt wird und 1983 Kamprad die Ehrendoktorwürde der Universität Lund verliehen wurde.

Die Kamprad-Familie hat das Problem, dass sie aus ihrer Stiftung nicht einfach Geld abziehen kann. Hier hilft eine Schachtelkonstruktion, die weit komplizierter ist als das vertrackteste „Billy- Regal“: Die holländische Firma Inter Ikea Systems (IIS) besitzt die Rechte zu Ikeas Konzepten, Produktdesigns und der Marke Ikea.

Als Franchise-Geber erhält das Unternehmen 3% der Verkäufe aller Ikea-Läden weltweit (2004: € 631 Millionen). Die Besitzer von IIS sind nicht bekannt. IIS gehört einer gewissen Inter Ikea Holding, registriert in Luxemburg. Diese wiederum ist im Besitz einer Unternehmung selbigen Namens mit Sitz auf den holländischen Antillen, welche ihrerseits
durch eine „trust company“ in Curaçao geführt wird.

Solche Konstruktionen, die verschiedene Rechtsformen mit mehreren Steueroasen (auch solchen mit zweifelhaftem Ruf) kombinieren, sind Kennzeichen dubioser Strukturen und nicht eines familienfreundlichen Unternehmens. Der renommierte „Economist“ schreibt denn auch, dass die Inter Ikea Holding „fast mit Sicherheit“ von der Kamprad Familie kontrolliert wird.

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