Mittwoch, 2. Dezember 2009

02. Dez - Zacharias


Hauskreis bei Vaale war wieder dran und dort habe ich über Zacharias aus Lukas 1,5-25 und 57-80 gesprochen.

"Du wirst einen Sohn haben," verkündete der Engel dem Zacharias. Überrascht von dieser Botschaft, sah er sein Leben bloßgelegt. Äußere Schichten von Hingabe, Dienst und Gehorsam wurden freigelegt, und eine Wurzel der Bitterkeit und des Unglaubens wurde sichtbar. Aber Gott nahm diese unharmonische Antwort auf Seine Botschaft von Weihnachten und verwandelte sie in ein Loblied.

Stelle mal vor Zacharias würde die Geschichte aus seine Perspektive erzählen:


Ich hatte in meinem Leben drei große Vorlieben. Die erste war meine Liebe zu Gott. Ich betete Ihn an und diente Ihm, so treu ich nur konnte.

Meine zweite Liebe war meine Frau Elisabeth. Wir hielten in unserem Glauben zusammen, und wir strebten danach, Gott in allen Dingen zu ehren.

Meine dritte Liebe war meine Arbeit. Ich war Priester, so wie mein Vater es gewesen war. Ich wuchs in dem Tempelbezirk auf. Als Priester im Dienst des Herrn zu sein, war, was ich schon immer tun wollte; und trotz aller geistlichen Dekadenz der vielen Priester, mit denen ich arbeitete, fand ich meinen Dienst immer interessant und erfüllend.

Es hätte auch noch eine vierte Liebe geben können - wenn Gott uns nur ein Kind gegeben hätte! Elisabeth und ich hatten schon seit Jahren jeden Tag um ein Kind gebetet, aber sie war unfruchtbar geblieben. Und jetzt waren wir weit über das Alter hinaus, um Kinder zu bekommen. Dafür war es zu spät.

Außer dem Wunsch, einen Sohn zu haben, war da noch eine andere Sache, die ich mir wünschte. Ich wollte den Weihrauch schwenken, das Opfer auf dem goldenen Altar im Heiligtum. Was für eine Ehre das wäre - eine Gelegenheit, die sich nie wieder im Leben eines Priesters wiederholen würde. Jedes Mal, wenn der Priester durch das Los entschieden wurde, betete ich, daß ich erwählt würde.

Dann kam der Tag, an dem das Los auf mich fiel. Als ich an diesem Tag in dem Tempel trat, richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Zeremonie, die ich hier vollziehen sollte, und auf das Gebet, das ich im Interesse meines Volkes verrichten sollte. Die anderen Priester beteten und verließen dann den Raum. Endlich war ich allein. Es war der feierlichste Moment meines Lebens.

Ich konnte den Weihrauchaltar nur durch das Licht des siebenarmigen Leuchters sehen. Als ich den Weihrauch auf die roten Kohlen am Altar legte, stieg eine Rauchwolke auf. Ihr Duft durchdrang das Heiligtum.

Ich war gerade dabei, Gott die Ehre zu geben, und mich dann zurückzuziehen, als ich bemerkte, daß ich nicht allein war. Jemand stand neben dem Altar - es war ein Engel.

Ich war in Angst und Schrecken versetzt!

"Habe keine Angst," sagte er zu mir. "Deine Gebete sind erhört worden. Deine Frau, Elisabeth, wird einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben. Dein Sohn wird von Mutterleibe an mit dem Heiligen Geist erfüllt sein. Er wird durch den Heiligen Geist und mit der Kraft Elias predigen. Auch wird er die Herzen der Menschen auf den kommenden Messias vorbereiten."

Sofort stieg aus der Tiefe meines Herzens Rebellion empor, etwas, was mir nicht bekannt war. Ich sagte zu mir selbst: "Das kann nicht wahr sein."

"Ich bin ein alter Mann", sagte ich, "und meine Frau ist auch alt. Leute, die so alt sind wie wir, werden nicht mehr Eltern."

Seine Antwort kam sofort. "Ich bin Gabriel, der in der Gegenwart Gottes steht. Ich wurde gesandt, um dir die gute Botschaft zu bringen."

Gabriels Antwort überwältigte mich. Wie konnte ich nur einen leichten Widerspruch aussprechen, nachdem Gott gesprochen hatte?

Warum hatte ich ihm nicht geglaubt? Er war offensichtlich ein Engel. Warum habe ich seiner Aussage nicht geglaubt? Habe ich Bitterkeit gegen Gott in all den Jahren gehegt, indem ich dachte, daß Er meine Gebete ignoriert hatte? Hatte ich meinen Unglauben mit einer Schicht des Gehorsams bedeckt, ohne meine Sünden zu erkennen?

Wenn ich doch still gewesen wäre, und mir mehr Zeit zum Denken genommen hätte, anstatt zu sprechen, hätte ich mich sicher daran erinnert, daß Gott bereits vorher dem Abraham versprochen hatte, daß er einen Sohn bekommen würde, und dieses Versprechen war Wirklichkeit geworden.

Dann bat ich um ein Zeichen. "Wie werde ich wissen, daß dies geschehen wird?" Der Engel gab mir ein Zeichen, aber es war nicht das, was ich im Sinne hatte. Gott würde mich bis zum Tag der Geburt meines Sohnes stumm machen, weil ich der Botschaft des Engels nicht geglaubt hatte.

In der Zwischenzeit begannen die Leute, die im Vorhof beteten, sich zu fragen, was mir nur passiert sei. Sie hatten den Rauch des brennenden Weihrauches vom Heiligtum aufsteigen sehen. Warum war ich nicht herausgekommen, um den Segen zu sprechen. War etwas schiefgegangen?

Als ich endlich erschien, versuchte ich, mit einer Geste zu erklären, was wirklich geschehen war. Aber ich konnte mich nicht mit ihnen verständigen, und deshalb nahmen sie an, daß ich ein Gesicht gesehen hätte.

Hier, am bedeutendsten Tag meines Lebens, dem Tag, an dem ich im Tempel diente, und an dem ich von Gott erfahren hatte, daß Er mir einen Sohn geben würde, konnte ich niemandem von meiner guten Nachricht erzählen.

Als ich meinen Dienst im Tempel beendet hatte, ging ich wieder nach Hause. Ich hatte Elisabeth so viel zu sagen, aber ich konnte nicht sprechen. Mühsam schrieb ich alles auf, was geschehen war. Sie war sehr erstaunt und glücklich, davon zu lesen, daß Gott ihr einen Sohn verheißen hatte. Sie weinte, als sie von meinem Unglauben las. Ich weinte auch, und bekannte meine Sünden, und wandte mich reuevoll Gott zu.

Bald danach wurde Elisabeth schwanger. In den nächsten Tagen und Monaten haben wir dieses hochgeschätzte Geheimnis verschwiegen. Die Leute wußten zwar, daß etwas im Tempel geschehen war, aber sie konnten sich nicht vorstellen, was es war. Wir erzählten ihnen nichts davon. Doch schließlich wurde es offensichtlich, daß Elisabeth schwanger war.

Elisabeth gebar einen schönen Jungen, so wie der Engel es vorausgesagt hatte. Freunde und Verwandte kamen von überall, um mit uns seine Geburt zu feiern. Sie jubelten, sangen und lobten den Herrn, und alles, was ich tun konnte, war nur Allem zuzusehen.

Das Baby sollte am Tage seiner Beschneidung - am achten Tag nach seiner Geburt - seinen Namen erhalten. Jeder nahm an, daß wir ihm den Namen Zacharias geben würden, wie der Meinige. Elisabeth jedoch war sofort dagegen, und sagte: "Bestimmt nicht! Wir werden ihn Johannes nennen." Da wir keine Verwandten mit diesem Namen hatten, protestierten alle unsere Freunde, aber Elisabeth gab nicht nach.

Jetzt sah mich jeder an. "Wie wirst du ihn nennen?" fragten alle. Ich gab ihnen ein Zeichen, mir einen Schreibblock zu bringen, und darauf schrieb ich: "Sein Name ist Johannes."

Als unsere Verwandten und Freunde über die ungewöhnliche Wahl des Namens diskutierten, geschah es plötzlich ohne Warnung, daß ich wieder sprechen konnte. Sofort wurde ich mit dem Heiligen Geist erfüllt, und ich begann zu weissagen, ein Lied zu singen und den Herrn zu preisen. "Gelobt sei der Herr, der Gott Israels, denn Er hat besucht und erlöst Sein Volk, und hat uns aufgerichtet, eine Macht des Heils im Hause Seines Dieners David."

Das Lied enthielt noch mehr über den Herrn und über unseren Sohn. Johannes würde ein Prophet des Höchsten heißen, und er würde seinem Volk die Erkenntnis der Errettung bringen.

Während der Monate, in denen ich nicht sprechen konnte, begann der Same dieser Ideen in meinem Verstand zu keimen, und er gedieh durch lange Stunden des Nachdenkens. Nun zweifelte ich nicht mehr. Gott hatte meine Stimme des Unglaubens für immer zum Schweigen gebracht. Der Messias wird kommen! Wie wunderbar, daß Gott dies zuerst mir in Seinem Heiligtum - Seinem Tempel - angekündigt hatte.

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