Donnerstag, 28. Januar 2010

28. Jan - Emotionen und Gefühle


Durch das Buch „Liebe dich selbst und freu dich auf die nächste Krise“ von Eva-Maria Zurhors habe ich eine neue Gedanken gehabt. Es gibt eine Unterscheid zwischen Gefühle und Emotionen.

Emotionen sind nach außen gerichtet und größtenteils öffentlich, Gefühle hingegen sind nach innen gerichtet. Sie sind die private, mentale Erfahrung einer Emotion.

Emotionen unterliegen nicht unserer Kontrolle. Nur teilweise können wir ihren Ausdruck kontrollieren, z.B. in dem wir Ärger unterdrücken oder Traurigkeit nicht zeigen. Auch müssen wir uns des Auslösers einer Emotion nicht bewusst sein.

Antonio R. Damasio unterscheidet im Bereich der Emotionen zwischen:

  • primären (oder universellen) Emotionen wie Freude, Trauer, Furcht, Ärger, Überraschung und Ekel;

  • sekundären (oder sozialen) Emotionen wie Verlegenheit, Eifersucht, Schuld, Stolz u.a.m;

  • Hintergrundemotionen wie Wohlbehagen, Unbehagen, Ruhe, Anspannung u.a.m.

Die Reaktionen, die durch Emotionen begründet werden, sind vielfältig und höchst unterschiedlich. Einige der Reaktionen sind uns leicht anzusehen, wie z.B. unser Gesichtsausdruck, Erbleichen, Erröten, feuchte und kalte Hände etc.

Andere Reaktionen hingegen bleiben dem Betrachter verborgen (z.B. Ausschüttung von Cortisol, oder die Freisetzung von Neurotransmittern).

Emotionen sind komplizierte Bündel von chemischen und neuronalen Reaktionen, die ein Muster bilden. Ihre Aufgabe besteht darin, den Organismus darin zu unterstützen, am Leben zu bleiben.

Emotionen sind biologisch determinierte Prozesse, die von angeborenen Hirnstrukturen abhängen. Kulturelle Einflüsse und Lernen können nur den Ausdruck von Emotionen ändern und ihnen neue Bedeutungen verleihen.

Alle Mechanismen können automatisch, d.h. ohne bewusste Auslösung, in Gang gesetzt werden.

Emotionen sind Teil der bioregulativen Mechanismen, die unserem Überleben dienen, und haben daher eine doppelte Funktion:

  1. Sie rufen auf eine auslösende Situation eine spezifische Reaktion hervor (z.B. davonlaufen, den Feind wütend angreifen, sich freundlich verhalten etc.).

  2. Sie regulieren den inneren Zustand des Organismus, damit er auf die spezifische Reaktion vorbereitet ist (z.B. Erhöhung der Blutzufuhr der Beinarterien, so dass die Beinmuskulatur zusätzliche Mengen an Sauerstoff und Glukose für die Fluchtreaktion erhält).

Die Bedeutung von Emotionen liegt darin, den Organismus mit überlebensorientierten Verhaltensweisen zu versorgen. Zugleich wirken Emotionen bei ihrem Auftreten im Hier und Jetzt auf den Geist ein, und Organismen, die mit Bewusstsein ausgestattet sind (die also erkennen können, dass sie Gefühle haben), erreichen eine andere Ebene der Regulation, wodurch die innere Wirkung der Emotionen unterstützt wird.

Emotionen treten unter zwei Bedingungen auf:
  1. wenn der Organismus bestimmte Objekte oder Situationen mit einem seiner Sinnesapparate verarbeitet, und

  2. wenn der Geist eines Organismus aus der Erinnerung bestimmte Objekte und Situationen abruft und sie als Vorstellungen im Denkprozess repräsentiert.


Gefühle zu haben, ist von Wert für die Organisation des Überlebens. Emotionen sind nützlich, aber erst der Prozess des Fühlens macht aufmerksam auf das Problem, mit dessen Lösung die Emotionen begonnen haben. Das Fühlen von Gefühlen erweitert die Wirkung von Emotionen, indem es die Planung von neuen spezifischen Anpassungsreaktionen fördert.

Die auch von Damasio beschriebenen Grundtypen der Emotionen ("sechs Universalemotionen": Furcht, Ärger, Traurigkeit, Ekel, Überraschung und Glück) haben sich in Hinblick auf Gesichtsausdruck und Erkennbarkeit als universale Emotionen erwiesen.

Hintergrundgefühle entstehen aus Hintergrundemotionen, und diese Emotionen sind - obwohl eher nach innen als nach außen gerichtet - für andere auf vielfältige Weise wahrzunehmen (z.B. in der Körperhaltung, dem Tempo und der Ausrichtung der Bewegung, in Tonfall und Sprachrhythmus etc.).

Häufige Hintergrundgefühle sind Ermüdung, Energie, Aufregung, Wohlsein, Krankheit, Spannung, Entspannung, Elan, Lethargie, Stabilität, Instabilität, Gleichgewicht, Ungleichgewicht, Harmonie und Dissonanz.

Vieles entnommen von Antonio R. Damasio - "Ich fühle, also bin ich. Die Entschlüsselung des Bewusstseins". Ullstein Taschenbuchverlag (List) , München 2002

1 Kommentar:

  1. Super interessant! Ich sehe das Problem oft in meiner Arbeit: "das Fühlen von Gefühlen" findet häufig leider gar nicht mehr statt! Gefühle wurden zu oft abgewertet und die Ratio als Maß aller Dinge proklamiert. Gut, wenn wir uns auf den Weg "zurück" machen...

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