Sonntag, 20. April 2014

20 April - Oster-Predigt in Lübeck

Heute morgen zur Ostern habe ich in der Arche Lübeck gepredigt.




Hier kannst du die Power Point runter laden



Ostern ist kein harmloses Frühlingsfest.

Viele stellen Ostern ja so dar: Es geht um den Frühlingsanfang der nach dem Winter erwachenden Natur mit schönen Blumen, Ostereiern und Osterhasen, alles Symbole der Fruchtbarkeit.

Aber Ostern ist mehr: an Ostern geht es um Leben und Tod.

Ostern, das ist ein Erdbeben.

Habt ihr schon einmal ein schweres Erdbeben miterlebt? Ich zum Glück nicht.

Ein schweres Erdbeben kann Vieles zum Einsturz bringen.

Auch die Frauen, die zum Grab gehen, um den toten Jesus zu salben, haben wohl ihre Gewissheiten. Bei ihnen sind die Gewissheiten eher negative.

Die klingen dann vielleicht so: „Es sind doch immer die Mächtigen, die am Ende obenauf sind. Und es sind immer die Kleinen, die es trifft. Wer kein Geld hat und keine Macht, der wird immer der Dumme sein.

Bei Jesus hat sich´s wieder bestätigt. Kurze Zeit hatten wir die Hoffnung, dass es bei ihm anders ist. Und jetzt liegt er auch im Grab.“

Und die stärkste Gewissheit, mit der sie wohl kommen, ist die: „Tot ist tot. Und wer einmal tot ist, der wird für immer tot bleiben.“

Habt Ihr auch solche Gewissheiten, mit denen ihr durchs Leben gehen? Oder gegangen sind? Wie klingen deine persönlichen Gewissheiten? Ähnlich, wie die der Frauen auf dem Weg zum Grab? Vielleicht klingen deine Gewissheiten auch so: „Ich bin nun einmal so, ich kann da nicht aus meiner Haut.

Oder: Ich habe nun mal immer Pech in Beziehungen.

Oder: Ich finde meinen richtigen Platz im Leben einfach nicht.

Oder: Mich findet keiner liebenswert, interessant ...“ was auch immer ihr hier vielleicht einsetzen wollen.

„Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben.“

So lesen wir bei Matthäus.

Ein Erdbeben, das alle Gewissheiten vollkommen erschüttert. Ein Erdbeben, das die Gewissheiten der Frauen damals, aber auch deine und meine Gewissheiten heute in Frage stellt.

Mat.28,1-10:
Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen. Und siehe, es geschah ein großes Erdbeben. Denn der Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat hinzu und wälzte den Stein weg und setzte sich darauf. Seine Gestalt war wie der Blitz und sein Gewand weiß wie der Schnee. Die Wachen aber erschraken aus Furcht vor ihm und wurden, als wären sie tot. Aber der Engel sprach zu den Frauen: Fürchtet euch nicht!
Ich weiß, dass ihr Jesus, den Gekreuzigten, sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat; und geht eilends hin und sagt seinen Jüngern, dass er auferstanden ist von den Toten. Und siehe, er wird vor euch hingehen nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen. Siehe, ich habe es euch gesagt. Und sie gingen eilends weg vom Grab mit Furcht und großer Freude und liefen, um es seinen Jüngern zu verkündigen. Und siehe, da begegnete ihnen Jesus und sprach: Seid gegrüßt! Und sie traten zu ihm und umfassten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Geht hin und verkündigt es meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen: Dort werden sie mich sehen.


1. Die Auferstehung von Jesus erschüttert die Gewissheit, dass gegen die Mächtigen nicht anzukommen ist.

Es stockt einem der Atem, wenn man in einem Vers zusammengefasst liest: „Die zitterten vor Angst und fielen wie tot zu Boden.“ Da liegt sie nun, die stolze Weltmacht des römischen Reiches! Sie liegt im Koma. Hochgerüstet, schwer bewaffnet, überall präsent - und hier im Koma!

Mit einem Mal sind die, die gerade noch so mächtig schienen, die Soldaten, die das Grab bewachen, voller Furcht. Als wären sie tot. Und auch Pilatus und der hohe Rat können nichts mehr tun.

Wenn wir heute so gebannt starren auf das, was „die da oben“ machen, dann lehrt uns das Ostergeschehen und nicht länger uns in Bann schlagen lassen durch das Handeln der Mächtigen.

Dies ist für uns noch einigermaßen leicht festzustellen. Aber die, die unter schlimmen Staatsmacht leiden, die 150.000 Christen, die jedes Jahr um Jesu willen ihr Leben lassen müssen, die werden alle Kraft brauchen, um festzuhalten: „Die Mächtigen kommen und gehen, und auch jedes Denkmal mal fällt. Bleiben wird nur, wer auf Gottes Wort steht, dem sichersten Standpunkt der Welt.“

Die Verantwortlichen diese Welt, die uns als mächtig und übermächtig erscheinen, werden nicht selbstverständlich die Oberhand behalten.

Auch in der Biographie von Eric Metaxas über Dietrich Bonhoeffer wird erschreckend klar, wie sehr sich die Kirche in der NS-Zeit von den Mächtigen dominiert wurde. Dietrich Bonhoeffer, war einer von denen, die aktiv in den Widerstand gingen, die sehr genau wussten, dass die Mächtigen am Ende nicht siegen werden, sondern Gott.

Dabei sah es nicht immer so aus, als ob Gott siegen würde, auch ihm war es nicht immer möglich Gottes handeln zu verstehen und zu begreifen, aber sein von der Bibel geschultes und beeinflusstes Gewissen drängte ihn in den Widerstand.

Bonhoeffer, der von den Nazis kurz vor Kriegsende umgebracht wurde, sagte: „Christus ist nicht in die Welt gekommen, dass wir ihn begriffen, sondern dass wir uns an ihn klammern, dass wir uns einfach von ihm hinreißen lassen in das ungeheure Geschehen der Auferstehung.“

Und „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“

Die Auferstehung von Jesus erschüttert die Gewissheit gegen die Mächtigen nicht ankommen zu können.

2. Die Auferstehung von Jesus erschüttert die Gewissheit, dass mit dem Tod alles aus ist.

Der Stein, der alle Hoffnung der Frauen begraben hatte, ist weggewälzt. Und von dem, der tot war, sagt der Engel: Er lebt! Auch diese feste Gewissheit ist mit einem Mal zusammengebrochen. Tot soll nicht mehr einfach tot sein.
Das ist auch ein emotionales Erdbeben, das Matthäus hier beschreibt. Die Gefühle taumeln durcheinander.

Ich kann mir vorstellen, wie traurig die Frauen gewesen sind, nach allem, was passiert war. Dieses unfassbare Geschehen auf Golgatha haben sie mit angesehen.

Wie Jesus hingerichtet wurde und sie konnten nichts dagegen tun. Wie sie den Körper vom Kreuz genommen haben, vielleicht haben Sie ihm die Augen zugedrückt, ihn in ein Tuch gelegt und dann zum Grab gebracht.

Ich kann mir vorstellen, dass sie gar keine Tränen mehr hatten, als sie am ersten Morgen der Woche zum Grab aufbrachen.

Und mit einem Mal soll alles ganz anders sein. So schnell kann die Freude gar nicht mitkommen.

Das erste, was sie fühlen, ist Furcht. Kann ich das denn glauben?

Sie haben Angst vor der eigenen Hoffnung.

Angst, dass alles eine Täuschung ist, ein Traum, ein Irrtum.

Und doch, wenn´s einfach wahr wäre... Voller Furcht und voller Freude laufen sie von dem Grab weg.

Da sind wir Heutigen wohl nicht anders, als die Frauen damals.

Pfarrer Paul Deitenbeck hat einmal gesagt: „Jesu Auferstehung bedeutet, dass einer gekommen ist, der aus dem Finale des Todes ein Zwischenstadium gemacht hat.“

Der Tod kann Jesus Christus, die Auferstehung und das Leben genauso wenig aufhalten, wie die Nacht den anbrechenden Tag aufhalten kann!

Die Auferstehung von Jesus erschüttert die Gewissheit, dass mit dem Tod alles aus ist.

3. Die Auferstehung von Jesus erschüttert die Gewissheit, dass sich in meinem Leben nichts ändern wird.

Ostern, Auferstehung geschieht da, wo Gottes Erdbeben unsere alten, traurigen und negativen Gewissheiten erschüttert. Wo wir durch die Ruinen solcher bedrückenden Überzeugungen hindurch etwas Neues zu sehen beginnen. Uns selbst neu zu sehen beginnen.

Das Leben neu zu sehen beginnen.

Ich bin nun einmal so, ich kann da nicht aus meiner Haut.

Oder: Ich habe nun mal immer Pech in Beziehungen.

Oder: Ich finde meinen richtigen Platz im Leben einfach nicht.

Oder auch: Mich findet keiner liebenswert, interessant“

Vielleicht gibt es Bereiche in deinem Leben, wo wir uns erstarrt und tot fühlen. Aber wer sagt, dass das wirklich so ist? Und dass das wirklich so bleiben muss? Und dass es kein Erdbeben gibt, das diese Gewissheiten zum Einsturz bringt?
Weil Jesus auferstanden ist, muss nicht alles so bleiben, wie es ist.

Du kannst dich selbst, das Leben und dann vielleicht sogar das Sterben neu und anders sehen.

Der Genetiker Francis Collins hat das erlebt. Collins war der Leiter des „Humangenomprojektes“. Unter seiner Leitung haben über 1000 Wissenschaftler aus 40 Ländern das menschliche Erbgut entschlüsselt. Aufgewachsen war Collins als Atheist. Seine letzten Gewissheiten waren die Physik und die Biologie, die Genetik und die Medizin. Dass hinter, unter und in allem Gott wirken könnte, war für ihn sentimentale Weltflucht.

Was sein Weltbild ins Wanken gebracht hat, waren nicht so sehr brillante Argumente für Gott und den Glauben. Nicht so sehr intellektuelle Gedankenspiele und theologische Spekulationen. Was seine Sicherheiten einstürzen lies, - sein Erdbeben - war die Begegnung mit einer gläubigen todkranken Patientin, die er behandelte. Das beeindruckte ihn: dass diese Frau ehrlich und ohne Selbstbetrug sehen konnte, wie es um sie stand – und trotzdem voller Zuversicht war. Das beeindruckte ihn so, dass er selber glauben konnte.

Die Auferstehung von Jesus erschüttert die Gewissheit, dass sich in meinem Leben nichts ändern wird.

Mit Ostern, liebe Gemeinde, ist manches ins Wanken gekommen. Denn Ostern ist eben kein harmloses Frühlingsfest. Sondern Ostern ist das größte Erdbeben der Menschheitsgeschichte.

Amen

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