Mir wurde diese Woche eine sehr gute Frage gestellt - "Was machen die Juden mit ihrer Sündenvergubung?" Es hat länger gedauert bis ich genau verstanden habe wie diese Frage genau gemeint war - aber hier nun meine Entdeckungen.
Im Judentum ist die Übertretung eines Gesetzes Gottes eine Sünde. Die Gesetze sind dabei die Gebote der Tora, andere Vorschriften im Tanach sowie die im Talmud zusammengestellten Auslegungen. Nach jüdischem Verständnis begeht jeder Mensch im Laufe seines Lebens Sünden. Gott gleicht dabei die angemessene Strafe durch Gnade aus.
Das allgemeine hebräische Wort für Sünde ist aveira. Nach der Auslegung des Tanach werden drei Formen der Sünde unterschieden:
- Pesha oder Mered: Absichtlich begangene Sünde, in bewusster Auflehnung gegen Gott.
- Avon: Emotional begangene Sünde, bewusst, aber nicht in Auflehnung gegen Gott.
- Chet: Unbeabsichtigte Sünde
- Gott ist gnädig, noch bevor der Mensch sündigt, obwohl er weiß, dass der Mensch zur Sünde fähig ist.
- Gott ist dem Sünder gnädig, nachdem jener gesündigt hat.
- Gott kann sogar gnädig sein, wo es ein Mensch nicht vermag oder verdient.
- Gott ist mitleidsvoll, und erleichtert dem Schuldigen die Strafe.
- Gott ist sogar denen gegenüber gnädig, die es nicht verdienen.
- Gott lässt sich nicht leicht in Zorn bringen.
- Gottes Freundlichkeit ist vielfältig.
- Gott ist ein Gott der Wahrheit; daher gilt sein Versprechen, dem bekennenden Sünder zu vergeben.
- Gott ist den zukünftigen Generationen freundlich, so wie die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs seine Freundlichkeit erfuhren.
- Gott vergibt bewusst begangene Sünden, wenn der Sünder bereut.
- Gott vergibt das bewusste Verärgern seiner selbst, wenn der Sünder bereut.
- Gott vergibt aus Irrtum begangene Sünden.
- Gott vergisst die Sünden derer, die bereuen.
Traditionell war der Tempel der Ort, an dem der jüdische Sünder durch Opfer sühnte. Priester führten die in der Tora festgelegten Rituale (Gesang, Gebet, Gaben, Tieropfer) durch. Der Feiertag Jom Kippur ist ein spezieller Tag, an dem das ganze jüdische Volk zur Vergebung seiner Sünden zusammenkommt.
In den späteren Büchern der Propheten werden leere Rituale abgelehnt und die Einstellung der Bittsteller in den Vordergrund gerückt. Gebet, aufrichtige Reue und Umkehr (Jona 3,5-10), (Dan 4,27) sowie das Geben von Almosen sind zentrale Elemente der Sühne.
Jom Kippur ist der jüdische Versöhnungstag und gleichzeitig der wichtigste jährliche Festtag im Judentum, nach dem wöchentlichen Schabbat. Im jüdischen Kalender beginnt der Versöhnungstag bei Sonnenuntergang vor dem 10. Tischri (d. h. September/Oktober, siehe Jüdischer Kalender), und dauert bis zum nächsten Sonnenuntergang.
Die Einsetzung von Jom Kippur wird im 16. Kapitel von Levitikus beschrieben. Er wird als feierlicher Tag des Fastens beschrieben, an dem jede Arbeit verboten ist. Im Jerusalemer Tempel wurden früher an diesem Tag Opfer dargebracht. Zu dieser Zeit war Jom Kippur der einzige Tag, an dem der Hohepriester - allein und streng abgeschirmt - das Allerheiligste im Tempel betreten durfte, um stellvertretend für das Volk die Vergebung der Sünden zu empfangen. Dort besprengte er die Bundeslade mit dem Blut von zwei Opfertieren. Ebenso wurde über zwei Böcken das Los geworfen. Der eine wurde geopfert, der andere als Sündenbock in die Wüste gejagt, nachdem ihm der Hohepriester die Sünden des Volkes auferlegt hatte.
In biblischen Zeiten galt als wichtigste Zeremonie die Opferung des „Sündenbocks“ (Levitikus 16:8-10), der in die Wüste geschickt wurde.
Der Jom Kippur gilt als heiligster und feierlichster Tag des jüdischen Jahres bezüglich Umkehr, Reue und Versöhnung. Essen, Trinken, Baden, Körperpflege, das Tragen von Leder (einschließlich Lederschuhen) und sexuelle Beziehungen sind an diesem Tag verboten. Das Fasten – der gänzliche Verzicht auf Essen und Trinken – beginnt kurz vor Sonnenuntergang und endet am folgenden Tag nach Einbruch der Nacht.
Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung ist Jom Kippur kein trauriger Tag. Einige Juden bezeichnen diesen Festtag als „weißen Fasttag“. Viele Juden pflegen sich an diesem Tag weiß zu kleiden, als Symbol der Reinheit von Sünden. „ ‚Auf dein Wort hin habe ich vergeben‘ (Num 14,19-20). Denn dies ist der weiße Fasttag, nicht der schwarze. Es ist eine Zeit der Freude über die Gewissheit der Versöhnung und des Nach-Hause-Kommens.“
Jom Kippur ist der Abschluss der zehn Tage der Reue und Umkehr, die am Neujahrstag Rosch ha-Schana beginnen. Zwar ist reuevolles Gebet zu allen Zeiten möglich, gilt aber an diesem Tag als besonders wirkungsvoll.
Gemäß einen Rabbi „hängt alles davon ab, ob die Verdienste eines Menschen die von ihm begangenen Fehler überwiegen“. Deshalb sind zahlreiche gute Taten vor dem Urteil am Versöhnungstag angebracht. Wer von Gott als wertvoll erachtet wird, wird ins Buch des Lebens eingeschrieben, und so wird im Gebet gesagt: „Schreibe uns ins Buch des Lebens ein“. Auch begrüßt man sich mit den Worten: „Mögest du (im Buch des Lebens) für ein glückliches Jahr eingeschrieben werden.“
Auch nach der Zerstörung des zweiten Tempels im Jahre 70 wurde der Versöhnungstag beibehalten. „Auch ohne dargebrachte Opfer bewirkt der Tag an sich Versöhnung“. Nach der jüdischen Lehre ist der Tag nutzlos, solange er nicht von Reue begleitet ist. Das reuevolle Eingeständnis von Sünden war eine Bedingung zur Sühne.
„Der Versöhnungstag befreit von Sünden gegen Gott, jedoch von Sünden gegen den Nächsten erst, nachdem die geschädigte Person um Verzeihung gebeten worden ist“. Daher stammt der Brauch, am Vorabend des Fasttages alle Streitigkeiten beizulegen. Am Versöhnungstag erhalten auch die Seelen der Toten Vergebung.
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