Jeder Freitagnachmittag fahre ich von Wedel nach Bad Barmstedt und damit an der KZ Gedenkstätte an der B5 vorbei. Gestern hatte ich endlich Zeit auch anzuhalten.
Nach 1945 legte sich über Kaltenkirchen der Schleier des Vergessens. Die Spuren verschwanden. Offensichtlich sollte die Erinnerung an das KZ-Außenlager in Springhirsch ausgelöscht werden.
An der vermuteten Stelle wuchs ein „Wald des Vergessens“, nichts wies hier auf die Existenz des ehemaligen KZ-Außenkommando Kaltenkirchen in Springhirsch hin. Da wurde zufällig 1994 eine überwucherte Betonplatte im Waldboden gefunden. Dies führte zu einer systematischeren Suche und zur Entdeckung der Fundamente des Waschraumes und der Latrine des Lagers.
Damit bot es sich naturgemäß an, an dieser Stelle eine KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch zu errichten. Seit 1995 befindet sich die Gedenkeinrichtung in ständigem Ausbau.
Als 1944 erste Jagdflugzeuge mit Düsenantrieb aufkamen, musste die Start- und Landebahn des Flugplatzes in Kaltenkirchen verlängert werden, damit die neuen Jagdflugzeuge starten und landen konnten. Die Luftwaffenführung forderte billige Hilfskräfte an und die SS lieferte sie, KZ-Häftlinge aus dem KZ-Neuengamme. Der KZ-Außenkommando Kaltenkirchen in Springhirsch bestand vom Spätsommer 1944 bis zum Frühjahr 1945.
So entstand im Spätsommer das KZ-Außenkommando Kaltenkirchen. Das System der Konzentrationslager hatte anfangs der Ausschaltung der politischen Gegner gedient und führte nun während des Krieges Arbeitskräfte der Kriegswirtschaft zu, verbunden mit dem Zweck der „Vernichtung durch Arbeit“.
Über 500 KZ-Häftlinge aus Neuengamme wurden zu den Arbeiten für die Verlängerung der Start- und Landebahn in Kaltenkirchen eingesetzt. Die Häftlinge kamen aus vielen europäischen Ländern. Die meisten waren Russen, Polen und Franzosen. Da die Sterberate sehr hoch war, wurden die „Abgänge“ immer wieder durch Neuzuführungen aus dem KZ-Neuengamme aufgefüllt.
Nach massiven Bombenangriffen durch alliierte Bomber wurde das Lager am 16. April 1945 geräumt. Die Häftlinge wurden mit der AKN ins Lager Wöbbelin überführt, wo die Bedingungen für sie noch grausamer waren als in Kaltenkirchen.
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