Sonntag, 31. Mai 2009

31. Mai - Königslutter und Magdeburg

Heute Morgen beschlossen wir nach Magdeburg zu fahren ohne die Autobahn zu nutzen. Ich wollte durch die schöne Landschaft auf der B1 fahren. Wir sahen schon von weiten den Kaiserdom Königslutter was das Wahrzeichen des Ortes ist.

Kaiser Lothar III. ließ das Kirchengebäude 1135 als Klosterkirche des von ihm gleichzeitig gegründeten Benediktinerklosters errichten - ein monumentales Gotteshaus. Vom Gründer mit vielen Reliquien ausgestattet, entwickelte sich die Kirche im späten Mittelalter zu einem bekannten Wallfahrtsort für Menschen aus Lübeck, Lüneburg, dem Rheinland und Thüringen.

Die ca. 900 Jahre alte Kaiser-Lothar-Linde vor dem Dom ist ein Naturdenkmal und beeindruckte Ramona am meisten von allem. Die Kaiser Lothar Linde soll zu Baubeginn des Kaiserdom Königslutter im Jahre 1135 gepflanzt worden sein. Sie hat einen Stammumfang von 13 Metern und ist ein Naturdenkmal.

Nun vielleicht fragt du dich warum in alle Welt frage ich mit Ramona nach Magdeburg. Vor einigen Monaten habe ich bei der Nordakademie eine neue Klasse unterrichtet und eine junge Frau stellt sich vor und erzählte, dass sie aus Magdeburg kam. Ich sagte daraufhin Madgeburg sei keine schöne Stadt. Sie widersprach und wollte wissen wann ich das letzte Mal dort gewesen sei. Ich sagte, es war nicht lange nach der Wende und ich bin nur durch gefahren. Sie ermutigte mich Magdeburg noch einen Chance zu geben und ich bin dankbar für diese Herausforderung.

Magdeburg hat von 1990 bis 2005 rund 60.000 Einwohner verloren und ist von knapp 290.000 auf nunmehr 230.000 Einwohner geschrumpft. Wahnsinn finde ich das.

Circa 86 % der Einwohner sind konfessionslos. Dennoch waren am Pfingsten die Kirchen voll mit Familien. Ich war überrauscht bis ich erfuhr, das es nicht um Konfirmation oder Firmung sondern um Jugendfeier von den Jungen Humanisten handelte. In der DDR gab es damals die Jugendweihe eine festliche Initiation, die den Übergang von der Jugend ins Erwachsenenalter kennzeichnen soll. Nun haben die Jungen Humanisten diese Rolle übernommen.

In den vergangenen 10 Jahren haben über 8000 Familien in Magdeburg die stattfindende JugendFEIER in Anspruch genommen. Seit 2001 werden die Feiern sogar in Magdeburgs schönstem Veranstaltungssaal, der Johanniskirche, durchgeführt. In letztem Jahr, feiert 820 Familien den Schritt ins Erwachsenenleben ihrer Kinder mit den Jungen Humanisten.

Nach dem Krieg wurden aus Geldmangel aber von den beschädigten Gebäuden nur die wertvollsten gerettet darunter der Magdeburger Dom, das Kloster Unser Lieben Frauen und das Rathaus. Typisch von den DDR wurden zwischen 1951 bis 1966 acht Kirchen gesprengt oder abgerissen, die zwar ausgebrannt waren, aber als wiederaufbaufähig galten.

Beeindruck hat mich sehr die Grüne Zitadelle. Sie ist ein von Friedensreich Hundertwasser entworfenes Gebäude in Magdeburg. Fertiggestellt wurde es im Jahr 2005. Es handelt sich dabei um das letzte Projekt, an dem Hundertwasser vor seinem Tod gearbeitet hat.

Das Haus befindet sich direkt in der Innenstadt, in unmittelbarer Nähe zum Domplatz und dem Landtag, Im Erdgeschoss befinden sich mehrere Geschäfte, ein Café, ein Restaurant und ein Hundertwasser-Geschäft. Weiterhin gibt es im Gebäude ein Hotel und einen Kindergarten. Der überwiegende Teil des Hauses wird als Wohnraum genutzt.

Friedensreich Hundertwasser war durch und durch Künstler – geboren Friedrich Stowasser nahm er sich die Freiheit den Künstlernamen „Hundertwasser“ zu geben da „sto“ in vielen slawischen Sprachen das Wort für hundert ist. Während seiner Zeit in Japan entstand auch der Name Friedensreich. Er übersetzte seinen Vornamen in die japanischen Schriftzeichen für die Begriffe Friede und reich und nannte sich von nun an Friedensreich.

Friedensreich Hundertwasser war ein sehr naturverbundener Künstler. Er setzte sich in seinen Werken und Aktionen für Frieden, Freude und Schönheit ein und für das Wohlergehen der Menschen.

Hundertwasser srpach oft von den drei Häuten des Menschen, von drei Schichten, die ihn umgeben, ihn schützen und gedeihen lassen. Da ist zum einen seine natürliche Haut, dann seine Kleidung und darüber sein Haus. Später fügte Hundertwasser diesen drei Häuten zwei weitere hinzu: die familiäre Haut und die globale Haut. Stoff zum nachdenken.

Auf die Vielfalt und den Abwechslungsreichtum der Formen und Farben kam es Hundertwasser an. Rasterförmig gekachelte Wände waren ihm ein Gräuel; er wollte es unregelmäßig haben, »tanzend«, wie er es nannte. Das galt auch für die Fenster, die er nicht nur in Form und Größe variierte, sondern außerdem in verschiedenen Höhen und ungleichmäßigen Abständen anbringen ließ.

Die Gerade und den rechten Winkel, die er schon als Maler verteufelt hatte, verabscheute er auch als Baumeister. Gewellte Wände und unebene Fußböden fand er schön und setzte sie immer wieder wenigstens für Treppenhäuser und Korridore ein.

Abends fuhren Ramona und ich nördlich zu dem Wasserstraßenkreuz von Magdeburg.
Mittelpunkt des Wasserstraßenkreuzes Magdeburg ist die Kanalbrücke Magdeburg. Sie führt den Mittellandkanal über die Elbe hinweg. Östlich der Elbe geht der Mittellandkanal in den Elbe-Havel-Kanal über.

Bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts war geplant, eine Kanalbrücke über die Elbe zu bauen und damit die letzte Lücke der durchgehenden Wasserstraßenverbindung zwischen Rhein und Oder zu schließen. Um den Mittellandkanal und den Elbe-Havel-Kanal zu verbinden, wurde 1934 mit dem Bau der Kanalbrücke über die Elbe begonnen. Kriegsbedingt mussten aber die Bauarbeiten 1942 unvollendet eingestellt werden.

Nach Kriegsende wurde das Projekt jedoch durch die DDR nicht fortgeführt, da an einer Ost-West-Verbindung kein großes Interesse bestand.

Die vollständig aus Stahl konstruierte Trogbrücke stellt das Kernstück des Wasserstraßenkreuzes dar. Mit 918 m ist sie die längste Kanalbrücke Europas und führt den Mittellandkanal über die Elbe hinweg in Richtung Elbe-Havel-Kanal.

Am Wasserstraßenkreuz trifft der aus dem Ruhrgebiet kommende Mittellandkanal auf die Elbe. Er verbindet die Rhein-Ruhr-Region und die norddeutschen Industrie-Regionen um Osnabrück, Salzgitter und Hannover mit dem Nordosten Deutschlands. Dabei muss die Elbe auf der längsten Kanalbrücke Deutschlands überquert werden. An den Mittellandkanal schließt sich der Elbe-Havel-Kanal an, der die Elbe mit Havel und Oder verbindet. Mit dem Wasserstraßenkreuz ist also eine durchgängige Verbindung auf dem Wasserweg vom Westen zum Osten Deutschlands geschaffen worden.

Abends dann verbrauchten wir einem gemütlichen Abend im Sudenburger Kartoffelhaus – Schneidersgarten 2 in Magdeburg das wir zufällig entdeckt haben. Ein ländlich dekoriertes uriges Restaurant, in dem sich alles um die Kartoffel dreht. Die gemütliche Atmosphäre und die freundliche Bedienung überzeugten sofort. Die Getränkekarte auf einem Flasche am Tisch fand ich urwitzig. Unsere Broccoligratin bzw. das Tagesgericht von Schweinemedaillons auf einem Bett von frischem Spinat mit Beilagen aus der Region waren exzellent. Wer Lust auf Kartoffeln hat ist hier genau richtig.

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