Aus der Bücherei habe ich Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich von David Foster Wallace als Hörbuch gehört.
Die meisten Leute würden sich sehr wahrscheinlich ein Loch in den Bauch freuen, wenn man sie zu einer Kreuzfahrt einladen würde, mit allem Pipapo und allen Schikanen und nur einer einzigen Bedingung: "Lass Dich feudal durch die Karibik schippern und schreib einfach auf, was Du gesehen hast!"
Ein Traum -- dachte sich wahrscheinlich auch David Foster Wallace, als er von einer "Edelgazette von der Ostküste" genau dies angeboten bekam.
Denn die Kreuzfahrt-Reportage des hochgelobten amerikanischen Autoren schert sich herzlich wenig um die Konventionen herkömmlicher Reiseliteratur und widmet sich stattdessen ebenso detaillierten wie angenehm verstörenden Beschreibung des unvergleichlichen Soziotops an Bord eines Luxusliners, wo man für 3.000 Dollar die "feinen cocktailogischen Unterschiede zwischen einem Slippery Nipple und einem Fuzzy Navel" vermittelt bekommt und "1500 Mal Zielobjekt des berühmten amerikanischen Service-Lächelns" wird.
Natürlich wäre nichts einfacher, als sich über amerikanische Wohlstandsrentner zynisch auszulassen, die sich im Ententanz der Verwöhnmaschine eines Karibik-Cruisers hingeben und gleichzeitig "mit unterernährten Kindern um den Preis von Halskettchen" feilschen.
Doch Wallace' Perspektive auf die Marotten der Reichen und Superreichen ist zugleich komplexer und ehrlicher. Obsessiv bis in die Details beschreibt Wallace die surreale Atmosphäre eines Kreuzschiffes und seine eigenen Reaktionen darauf; eine dokumentarische Tour de Force, die sämtliche Fassetten von tragisch bis komisch durchläuft.
Mona war 2008 auf einem Kreuzfahrt und war absolut NICHT begeistert, Nach diesem Hörbuch habe ich auch weniger Lust dazu.
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