Das erste Zimmer ist das ‚Zimmer der Zufriedenheit‘. Hier möchten wir das Erreichte, das Bequeme erhalten und machen das Beste aus der uns bekannten Situation, ohne uns unter Druck zu setzen. Wir fühlen uns sicher und sind Herr der Lage. Diesen Status quo möchte man natürlich möglichst lange nicht verlassen, außer, eine ungewohnte Erfahrung oder sich ändernde Umstände bzw. Rahmenbedingungen zwingen uns regelrecht dazu.
Deshalb möchten wir uns aber lieber nicht eingestehen, was da Unangenehmes vor sich geht und vermeiden komplett die Auseinandersetzung. Also gehen wir ins zweite Zimmer, das ‚Zimmer der Verleugnung‘ und Verneinung, um dort so zu tun, als sei alles in Ordnung, als hätten wir alles im Griff. Ganz im Innern empfinden wir jedoch Unzufriedenheit und Frustration, hin und wieder sogar Angst. Nach außen wird dann oft Trotz und Widerstand sichtbar.
Zunehmend muss man Augen und Ohren vor den Signalen der Unzufriedenheit verschließen. Kann sein, dass man in einem Akt der Verzweiflung (wenn die Abwehr langsam bröckelt) versucht, direkt vom ‚Zimmer der Zufriedenheit‘ in den ‚Raum der Erneuerung‘ zu gelangen, was aber leider nicht klappt.
Irgendwann sind wir dann jedoch so weit, uns selber einzugestehen, dass wir frustriert sind und nicht mehr wissen, was wir tun sollen. Dann sind wir im dritten Zimmer, dem ‚Zimmer der Verwirrung‘ angekommen. Hier herrscht große Sorge und Angst, denn es wird klar, dass man im Schlamassel sitzt und dass es kein Zurück mehr gibt. Im ‚Verwirrungszimmer‘ kommt man vom Regen in die Traufe. Jetzt muss man sich sturmdicht anziehen, denn es ziehen die schweren Wolken des Chaos auf. Nichts ist mehr sicher, denn die geltenden Regeln sind außer Kraft gesetzt und das Neue noch nicht in Sicht. Wir erleben eine emotionale Berg- und Talfahrt - Ohnmacht und Hilflosigkeit machen sich breit.
In dieser Phase werden Menschen nur dann vorwärts gehen, wenn sie einerseits sicher sind, dass das Vergangene wirklich nicht weiterhilft und wenn es zumindest eine Ahnung des Neuen gibt - so etwas wie ein Bild der gewünschten Zukunft. Je stärker diese Vision ist, desto leichter ist es, die unvermeidliche Konfusion und das belastende Chaos auszuhalten. Erst am Tiefpunkt angekommen sind wir bereit, uns auf das Neue einzulassen. Das ‚Verwirrungszimmer‘ ist für den Gesamtprozess vielleicht das entscheidende, denn hier geschieht das eigentliche Lernen, wenn auch zu einem hohen Preis.
Allmählich lichten sich dann die Wolken und man gelangt in das vierte ‚Zimmer der Erneuerung‘. Hier wird das Neue in die Tat umgesetzt und ausprobiert. Es werden neue Erfahrungen gemacht und aus scheinbaren Rückschlägen gelernt. Es kehrt das Gefühl der (Selbst-)Sicherheit, der Orientierung und der Handlungsfähigkeit langsam zurück. Dann ist es an der Zeit, die Tür zum ‚Zimmer der Zufriedenheit‘ zu öffnen - die nächste Runde des ewigen Veränderungsspiels kann beginnen.
Fazit: Die Zimmer der ‚Verleugnung‘ und ‚Verwirrung‘ sind mehr als nur ein notwendiges Übel im Veränderungsprozess, sie sind unabdingbar.
Die Tür von Zimmer 1 zu Zimmer 4 ist fest verriegelt und kann nur mit dem Schlüssel von Zimmer 4 aus geöffnet werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass verschiedene Menschen in der Organisation in unterschiedlichem Zimmer sein können. Dabei sind folgende Fragen vielleicht hilfreich.
- In welchem Zimmer befindet sich die Führungskräfte/Projektleiter/Gemeindeleitung?
- In welchem Zimmer befindet sich deren Mitarbeiter?
- In welchem Zimmer befindet sich das Projekt/Arbeitskreis?
- In welchem Zimmer befindet sich das gesamte Unternehmen/Gemeinde?
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