Dienstag, 27. Oktober 2009

27. Okt - Piper Alpha


Ich unterricht auch aus dem Buch Technical English Level 2 (Pre-intermediate) Coursebook auf der Fachhochschule Westküste in Heide: Heute ging es um Ölplattformen und ich habe ein Video von BBC gezeigt über den Brand an der Piper Alpha Ölplattform.

Die Piper Alpha war eine große Bohrinsel in der Nordsee im Piper-Ölfeld etwa 170 km nordöstlich von Aberdeen. Sie gehörte den Unternehmen Occidental Petroleum (78 %) und Texaco (22 %).

Die Plattform war als Ölplattform entworfen und gebaut worden und begann 1976 mit der Produktion; sie wurde 1980 auf Gas umgerüstet. Piper Alpha beförderte etwa 10 Prozent der gesamten damaligen Öl- und Gasproduktion in der Nordsee an die Erdoberfläche. Ein Feuer zerstörte die Piper Alpha am 6. Juli 1988. Mit 167 Todesopfern war es der schwerste Unfall auf einer Bohrinsel.

Vorgeschichte des Brandes

Das Unglück entwickelte sich stufenweise. Innerhalb der ersten Stunde gab es einige kritische Momente, in denen die richtigen Entscheidungen die Katastrophe verhindern oder zumindest in ihren Auswirkungen wesentlich hätten abmildern können.

In den Wochen vor dem 6. Juli 1988 wurde eine neue Gasleitung gebaut. Diese Arbeiten führten zu Abweichungen von der gewohnten Routine, trotzdem wurde die Plattform wie gewohnt betrieben. Auch die Entdeckung einiger kleiner Gaslecks war normal und kein Grund zur Beunruhigung.

Auf der Plattform gab es zwei große Kompressoren, bezeichnet mit A und B. Diese Maschinen verdichteten das geförderte Gas, damit es zur Küste weitergeleitet werden konnte. Am Morgen des 6. Juli wurde bei Kompressor A das Überdruckventil zur Überholung entfernt. Außerdem war der Kompressor für eine vierzehntägige Generalüberholung vorgesehen, die jedoch noch nicht begonnen hatte.

Die offene Röhre wurde mit einer Metallplatte provisorisch verschlossen. Weil die Arbeit bis 18:00 Uhr nicht fertiggestellt werden konnte, blieb die Metallplatte an Ort und Stelle. Der diensthabende Ingenieur füllte ein Formblatt aus, aus dem hervorging, dass der Kompressor nicht betriebsbereit war und keinesfalls eingeschaltet werden durfte.

Zusätzlich war zum Zeitpunkt des Unfalls das automatische Löschsystem ausgeschaltet. Pumpen sollten sich im Brandfall vollautomatisch einschalten und Wasser auf die Insel pumpen. Wenn Taucher auf der Piper Alpha arbeiteten, wurden die Pumpen auf Handbetrieb umgestellt und konnten nur von einem einzigen Punkt aus wieder eingeschaltet werden.


Auf anderen Plattformen wurde nur dann auf Handbetrieb umgestellt, wenn sich die Taucher in der Nähe der Einlassstutzen befanden, um zu verhindern, dass sie mit dem Meerwasser angesaugt würden. Auf der Piper Alpha jedoch wurde grundsätzlich immer dann, wenn Taucher im Wasser waren, die automatische Löschanlage auf Handbetrieb umgestellt, unabhängig davon, wo sich die Taucher aufhielten. So konnte am Abend des 6. Juli 1988 die Löschanlage nur per Hand in Betrieb genommen werden.

Folgenschwere Konsequenzen hatte auch das Auslegen von Gummimatten auf der Abstiegsplattform zum Meer, welche sich auf der Unterseite der Bohrinsel befand. Die Matten dienten dem Verletzungsschutz der Taucher vor den scharfkantigen Metallgitterböden der Plattform und waren nur am Tag der Katastrophe wegen der Taucherarbeiten ausgelegt. Direkt über diesen Matten befanden sich die Gaszuleitungen der Ölplattformen Tartan und Claymore.

Chronologie

18:00 Uhr: Weil er den diensthabenden Aufseher beschäftigt fand, unterließ es der Ingenieur, ihn persönlich vom Zustand von Kompressor A zu unterrichten.

21:45 Uhr: Kompressor B stoppte plötzlich und ließ sich nicht mehr in Gang bringen, die Stromversorgung der Bohrinsel drohte innerhalb weniger Minuten zusammenzubrechen.

21:52 Uhr: Kompressor A wurde hochgefahren; den zuständigen Personen war nicht bewusst, dass das Hochdruckventil fehlte, da das entsprechende Formblatt getrennt von der Mitteilung der Generalüberholung lag.

21:57 Uhr: Das durchströmende Gaskondensat drückte die Metallplatte aus ihrer Halterung und strömte aus. Dies hätte verhindert werden können, wenn die Halteschrauben der Platte nicht nur handfest angeschraubt, sondern mit geeignetem Werkzeug richtig fest angezogen worden wären. Eine erste Explosion tötete wahrscheinlich zwei Arbeiter, das Feuer breitete sich über die Plattform aus. Der Aufseher beendete per Not-Aus die Öl- und Gasförderung der Plattform, durch angeschlossene Leitungen von den Plattformen Tartan und Claymore floss jedoch stetig Öl und Gas nach.

22:04 Uhr: Die Mannschaft gab den Funkraum auf, der zur Koordination während eines Unglücks vorgesehen war. Organisierte Arbeiten zur Eindämmung des Unglücks brachen damit zusammen.

22:20 Uhr: Herabfließendes brennendes Öl, das normalerweise durch die Metallgitterböden hindurch ohne weitere Folgen ins Meer abgeflossen wäre, hatte sich in den vergangenen Minuten auf den ausgelegten Tauchergummimatten gesammelt, wodurch ein Nebenbrandherd in einem bisher weitgehend unbeeinträchtigten Teil der Bohrinsel entstand. Die darüberliegende Gasleitung von der Tartan-Plattform brach infolge der Hitzeeinwirkung. Drei Tonnen Gas traten jede Sekunde aus und verbrannten. Auf einer Fläche von nur 75 m² wurde der eineinhalbfache Gasverbrauch des gesamten Vereinigten Königreiches abgefackelt. Von diesem Zeitpunkt an war die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten.

22:50 Uhr: Die zweite Gasleitung barst und explodierte. Auch Claymore stellte die Förderung ein.

23:50 Uhr: Der Versorgungsblock rutschte ins Meer, der größte Teil der Plattform folgte ihm nach.

Die Studenten und ich waren sehr beeindruckt von der Verkettung von unglücklichen Umständen

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