Montag, 16. April 2012

16. April - Diskursethik

Heute habe ich wieder an der FH Fresenius über Ethik 2 x 4 Stunden gelehrt. Dabei ging es unter anderem um Diskurethik.

Als Diskursethik bezeichnet man solche ethischen Theorien, deren zentrales Kriterium daran geknüpft ist, dass die Richtigkeit ethischer Aussagen (präskriptiver Sätze) mit Hilfe eines nach Regeln mit vernünftigen Argumenten gestalteten Diskurses gewonnen wird.

Diskursethik beinhaltet eine kognitivistische Metaethik, weil die Gemeinschaft der am Diskurs Beteiligten im idealen Fall feststellen kann, was richtig ist. Die Diskursethik unterscheidet sich von einer herkömmlichen Individualethik dadurch, dass ihre Ergebnisse in einem intersubjektiven Prozess zustande kommen. Sie ist damit auch als Mittel zur Lösung von über einen Einzelnen hinausgehenden Problemstellungen, also beispielsweise in der Politik und der globalen Ökonomie, geeignet.

Die Diskursethik wurde vor allem im deutschsprachigen Raum von Karl-Otto Apel und Jürgen Habermas ab Anfang der 1970er Jahre entwickelt und hat auch internationale Beachtung gefunden. Ein wesentlicher Unterschied zwischen beiden Positionen ist, dass Habermas auf den Versuch einer Letztbegründung verzichtet und sich nur auf allgemein anerkannte Diskursregeln bezieht, während Apel in der immerschon notwendigen Anerkennung des Anderen in der sprachlich vermittelten Kommunikation ein unhintergehbares Prinzip, ein „Apriori der Kommunikationsgemeinschaft“ sieht und daraus eine Legitimation der Moral folgert, die in der Praxis eine Verantwortungsethik begründet.

Inhaltlich ist die Diskursethik ein Verfahren, wie man allgemeingültige (universelle) Aussagen über allgemein anerkannte Moralprinzipien ermitteln kann. Sie baut dabei auf den Konsens aller an einer Kommunikation Beteiligten, die bereit sind, sich auf vernünftige Argumente einzulassen, wobei sie sich an einer idealen Sprechsituation orientieren, in der sie nur der Beschränkung einer fairen Beteiligung aller am Gespräch unterliegen.

Als Verfahrensethik gibt die Diskursethik keinerlei konkrete Hinweise auf die Bewertung bestimmter moralischer Prinzipien. Diese sind jeweils erst in einem nachgelagerten praktischen Diskurs zu ermitteln und zu beurteilen.

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