Zurzeit höre ich das Buch "Management: Revised Edition" von Peter F. Drucker.
Peter F. Drucker wurde in Wien geboren. Er wuchs in einem Elternhaus auf, das ein Treffpunkt für Intellektuelle und Wissenschafter war. Ende der 20er Jahre ging Drucker nach Deutschland, wo er als Journalist arbeitete und den Untergang der Weimarer Republik miterlebte. 1933 emigrierte er zunächst nach England, wo er im Bankwesen arbeitete und an den legendären Keynes-Seminaren teilnahm; kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges ließ sich Drucker dann in den USA nieder.
Dort begann Anfang der 40er Jahre seine eigentliche Karriere: Als Berater von General Motors und anderen Großunternehmen schuf er die Grundlagen für das moderne Management. In den nachfolgenden Jahrzehnten hat Drucker alle wichtigen Entwicklungen in Wirtschaft und Management vorausgesehen und mitgestaltet: Dezentralisierung, Privatisierung, den Aufstieg Japans zur wirtschaftlichen Großmacht, den Siegeszug der Pensionsfonds, das Entstehen der Wissensgesellschaft. Drucker gilt heute weltweit als der "Doyen unter den Unternehmensberatern" und als "the man who invented management".
Peter Drucker hat seit den 30er Jahren mehr als zwei Dutzend Bücher geschrieben, die in ebensoviele Sprachen übersetzt wurden und eine Gesamtauflage um die sechs Millionen erreichen.
Zum Erfolg von Druckers Büchern und Vorlesungen trägt bei, dass er Wirtschaft und Management in einem breiten sozial- und geisteswissenschaftlichen Kontext behandelt und harte ökonomische Daten und Fakten stets mit Hinweisen auf Geschichte, Philosophie, Literatur und Kunst verknüpft.
Drucker lehrt, dass es in einer "Gesellschaft der Organisationen" keinen Bereich gibt, der ohne Management auskommt. Das betrifft auch und gerade Non-Profit-Organisationen, deren Geldgeber heute nicht mehr die guten Absichten, sondern die Leistung und Effektivität honorieren. Die Förderung von Non-Profit-Organisationen, vor allem im sozialen Sektor, ist Drucker ein persönliches Anliegen. Seit langem schon berät er unentgeltlich gemeinnützige und karitative Organisationen, die für ihn wesentlich zum Funktionieren einer zivilen und solidarischen Gesellschaft beitragen.
Die Einheit von Effektivität und Ethik mahnt Drucker aber auch in der Privatwirtschaft ein. Einen aggressiven, soziale Aspekte außer Acht lassenden Kapitalismus verfolgt er mit Sorge: "Das freie Unternehmertum läßt sich nicht dadurch rechtfertigen, dass es dem Geschäft dient. Es läßt sich nur dadurch rechtfertigen, dass es der Gesellschaft dient."
Dennoch hält Drucker die freie Marktwirtschaft für das beste System zur Sicherung von Demokratie und Menschenrechten vor politischem Extremismus. Und er ist optimistisch, dass die heutige Gesellschaft die rasanten sozialen und technologischen Veränderungen bewältigen wird: "Wir haben zwei Weltkriege, eine Weltwirtschaftskrise, einen Hitler, einen Stalin und einen Mao überlebt und uns von ihnen erholt. Wir sind krisenfest geworden und haben gelernt, dass eine Krise nicht gleich das Ende der Welt bedeutet. Gesellschaft und Wirtschaft sind heute sehr flexibel und können schnell auf Veränderungen reagieren. In der Zwischenkriegszeit war das ganz anders. Damals haben die Menschen nur in der Vergangenheit gelebt. Heute blicken die Menschen in die Zukunft, rollen die Ärmel hoch und überlegen: Wie können wir die Probleme lösen?"
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