Samstag, 5. Juli 2014

05 Juli - Zielgruppenorientierte Evangelisation

Arno Backhaus hat heute sehr interessant bei tiefGang über Zielgruppenorientierte Evangelisation.

In den Tagen des Neuen Testaments konnte man nicht wie heute die Weltanschauung wechseln wie das Hemd, und der Generationskonflikt war ebenfalls noch lange nicht so ausgeprägt wie heute.

Es gibt eine wissenschaftliche Untersuchung die die Bundesreblublik in sechs Cluster eingeteilt hat.



ALPHA: 17,0% der Bevölkerung - Das sind die Starken, die Elite.
  • A wie Anstand, Aufgabe, Arbeitsethos, 
  • Auftreten, Autorität, 
  • Ausbildung, Aktivsportler, 
  • Ausgewogenheit, Alpha hat eine kulturelle Ader. 
Die Grundhaltung von Alpha:
  • Integration, Alpha lässt verschiedene Strömungen/Ansichten gleichwertig nebeneinander stehen, 
  • Alpha hat eine „natürliche“ Führung, den Alpha-Typen „fliegt“ alles zu.
  • Alpha sind die Elitebürger in Politik, Kultur, Wirtschaft , Manager, Kader-Leute, Künstler
Und wer erreicht die Alphas?
  • SMD, Akademiker, CVJM, 
  • Manche Ev.Freikl.Gem, manche Freie Gemeinden, 
  • Marburger Kreis, Campus für Christus, Gebetsfrühstück, 
  • IVCG (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute), 
  • VCK (Verband Christlicher Kaufleute), 
  • Christen in der Wirtschaft 
Wie müssen Gottesdienste aussehen, daß z.B. ein Alpha ein zweites oder sogar drittes Mal kommt? Welcher Musikstil müsste vorherrschen? Wie können Menschen Gottes Wort hören in einer für sie kulturell nicht nur erträglichen, sondern angenehmen Form?
  • klass. Musik, Hotel (natürliche Auslese), 
  • Fach-Referenten, intelligente Ansprache, 
  • Essen, Eintritt, Outfit, Kollekte: Überweisungsträger 
  • übrigens, Alpha hasst schlecht gestimmte Gitarren und Modeformen von 1970.


OMEGA: 15%  - Das schwache Gegenstück zu Alpha.
  • wie out-and-down, ohnmächtig,
  • Omega ist Opfer der Leistungsgesellschaft,
  • ohne Kraft und Arbeitsfreude, Alkohol,
  • Drogen, beschädigte soziale Bindungen.
Omega steht unter dem permanenten Versuch, aufzuholen.
Seine Grundhaltung ist gekennzeichnet vom verlorenen Anschluss, er leidet unter gestörten Emotionen, ist in der Regel introvertiert.
Das Leben wird vom Mangel bestimmt. Omega hört irgendwann auf zu kämpfen und ergibt sich seinem sozialen Elend.

Omega ist buchstäblich auf der Straße zu erkennen. Er geht nicht selbstbewusst mit der neusten top-modischen Kleidung in der Mitte der Fußgängerzone, sondern ist eher innerlich und äußerlich an den Rand gedrängt - er schleicht mit Plastiktüte an der Hauswand - im Gegensatz zu Alpha, der, Kopf hoch, in der Mitte der Straße wandelt, schlendert oder schreitet.

Omega hält sich am Tisch fest, der gibt ihm Halt, oder an der Kaffeetasse oder hat seinen Kopf auf dem Tisch zum Ausruhen - Alpha sitzt auch am Tisch, schreibt mit. Beim Marketing ist Omega vor allem der Preis wichtig, die Qualität zählt nicht als erstes Verkaufsargument.

Wer erreicht Omegas?
  • Heilsarmee, Blaues Kreuz, Schwarzes Kreuz,
  • Bahnhofsmission, einige charismatische Gruppen, 
  • Stadtmission Berlin, Jesus Freaks (aber nicht überall),
  • Calvary Chapel, Jesus Treff Hannover
Wie müssen Gottesdienste für Omegas aussehen:
  • Kaffee, an Tischen, kurze einfache Ansprache, viel Musik,
  • einfache Musik, eingeplante Unruhe, spontane Beiträge, Kleidungsspenden, keine Kollekte,
  • praktische Hilfe, keine intellektuelle Auseinandersetzung


BETA: 21,6%
  • B wie Biedermann, Bürger,
  • Beziehung, Bankkonto,
  • Bodenbesitz, Bügelfalte,
Beta ist nach außen orientiert („was sollen denn die Leute denken!!??“). Beta ist konservativ. Die Grundhaltung von Beta ist eine bürgerliche Wertvorstellung. Recht u. Ordnung, Eigentum, Arbeit, gepflegte Erscheinung,
Sicherheit, Sauberkeit, Sparsamkeit.

Beta kennt gerade so das Vater Unser, das Glaubensbekenntnis, vielleicht noch Psalm 23, „Der Herr ist mein Hirte“ und das Lied „Lobet den Herren". Beta bezeichnet alle getauften Menschen als Christen", deshalb ist Mission nur was für Afrika.
Beta liebt Volksmusik, Orgel

Wer erreicht die Betas?
  • erreicht durch kath. und ev. Kirchen, Freikirchen
  • (olympische Disziplin: dabei sein ist alles)
Wie müssen Gottesdienste ablaufen:
  • Der Gottesdienst muß so ablaufen wie er abläuft.
  • Liturgie ist wichtig!
Bei Umzug vom Dorf mit trad. Gottesdienst, in die Stadt mit einem modernen Pfarrer und entsprechendem Gottesdienst, haben Betas große Probleme.


GAMMA: 13%

Gamma ist progressiv geprägt, nach innen fixiert (esoterisch, mein inneres Licht, Energie, Yoga), Gamma ist der Aussteiger, Gamma wie grün, Gesellschaftskritik, Gemeinschaftssinn, Gleichheit der Geschlechter, Gewaltlosigkeit, Gefühle, neue Ziele, alternative Welt, gewollte Unordnung, Grenzüberschreitung, Selbstverwirklichung, Antikonsum, starkes Bewusstsein für Umwelt, Gerechtigkeit und Friedensinitiativen

Gamma ist grundsätzlich gegen die Werte, die für Alpha, Beta und Kappa wichtig sind. Gamma ist gegen Werbung, gegen Markenartikel.

Wer erreicht Gammas?

  • Ev. Studenten-Gemeinde, kath. Basisgemeinden,
  • Evangelische Akademien, Kirchentag, Taize,


Wie müssen Gottesdienste ablaufen:

  • 3. Welt Gottesdienst, Tierschutz-Gottesdienst,
  • Raumgestaltung: Tücher, Blumen, Kerzen, südamerikanische Musik, Gerüche
  • experimentell, immer etwas andere Gottesdienste,
  • Frau predigt, Amnesty International,
  • beim Abendmahl gibt es Abendmahlssaft aus ökologischem Anbau, Vollkorn-Obladen oder Hanf-Kekse



SIGMA: 17%

Sigma ist nach außen orientiert und progressiv (genau das Gegenteil von Gamma „meine innere Energie“)

Outfit ist alles, deshalb sind für Sigma auch Fitness, Bodybuilding, Solarium so wichtig. Sigma wie Sunny-Boy, Super-Girl, Sensation, Sinnlichkeit, Single, Sex, Shopping (Born to shop), Status, Snacks, Sandwich, Softdrinks, Sonne, Sand und See.

Sigma ist eine stark wachsende Schicht.

Die Grundhaltung von Sigma ist die Jugendkultur der späten 60er Jahre, geprägt von Toleranz, Erotik, Lustorientiertheit
Abenteuer (Marlboro-Reisen durch die Wüste),
Risiko (neue Sportarten: Extrem-Klettern, Höhlentauchen, Bungee-Springen, Materialismus, Aggressivität, Erfolg.

Die Gruppe ist offen für alles, Hauptsache es ist neu, große Auswahl ist wichtig! Überspitzt könnte man formulieren: Angehörige der Sigmakultur sind in der Lage, einen Radiorecorder nur deshalb zu kaufen, weil er stromlinienförmig gebaut ist und nicht etwa, weil er gut funktioniert.
Dieser Gruppe ist Konsum und erlebnisorientierte Spaßkultur wichtig. Alles mitnehmen und nichts auslassen.

Wer erreicht Sigma?

  • Wenige - Kraftwerk Dresden, ICF (Schweiz – Hillsong),
  • einige wenige charismatische unabhängige Gemeinden,
  • Techno-Kirchen, Gospel-Art Center Feldkirchen,
  • Scala Schorndorf, Biblische Glaubensgemeinde in Stuttgart, Basilea Bern, 
  • aber sonst bisher nicht erreicht, 

Sigma-Typen sind anfällig für TV-Gottesdienste von Benny Hinn oder dem sonntäglichen Gottesdienst von 8-9 Uhr auf Super Channel „Hour of Power“ (Kristall Kirche),

Kraft des Positiven Denkens - nicht problem- und konfliktorientiert sondern lust- und erfolgsorientiert, lieber TV-Gottesdienst, den kann ich ausstellen wenn es mir nicht passt, einen Menschen nicht. High-Tech-Gottesdienste, Computer-Gottesdienste

Wie müssen Gottesdienste ablaufen:

  • Musikvorspann, moderne helle Räume, Verstärker,
  • Moderation, charismatische Musik,
  • keine lange, nicht zu schwierige Predigt, leicht verdaulich (Toast), leicht oberflächlich, Predigt light,
  • man trifft sich nicht unter dem Kreuz sondern unter dem Mischpult, Bistro ist wichtig


KAPPA: 17,5%

Kappa ist konservativ, nach innen orientiert (was sagt mein Herz, mein Gewissen, also nicht wie Gamma, meine innere Kraftquelle anzapfen),
Kappa ist ein Konformist, er bevorzugt stilles Kämmerlein, Klatsch, Kitsch, Kinder, Küche, Kirche, Keuschheit
Tendenz stark schrumpfend!

Grundhaltung von Kappa ist ein christliches Weltbild, beruhend auf Ordnung und Moral,

Kappa hat eine reservierte Haltung (erstmal abwarten, ob das auch wirklich das richtige ist, erst mal sehen....),

Kappa ist heimatverbunden, autoritär, angepasst, realistisch, arbeitsam, und sparsam. Frömmigkeit ist praktizierter Rückzug aus der Welt.

Kappa gibt sich im Wesentlichen mit seiner gesellschaftlichen Position zufrieden, die darin besteht, "in der Ecke zu stehen" ("wir leiden gerne für Christus").

Vom Marketing ist Kappa wenig betroffen, er hat in der Regel noch nie davon gehört. Kappa ist für einheimische Produkte, gegen alles Neue.

Wer erreicht Kappa?

  • Typisches Publikum für pietistische Gemeinden, Gnadauer Verband, Idea, Freikirchen, Evangelische Allianz, alte Pfingstgemeinden, E-Funk, Pro Christ -
  • Etwas weniger Christival: sie erreichen von Jesus Freaks, über WWMT, bis hin zu Diakonissen „alle“


Wie müssen Gottesdienste ablaufen:

  • Es müssen bestimmte Vokabeln vorkommen, 
  • am besten auch bekannte Lieder. 
  • Gebetsgemeinschaft. 
  • Nicht zu viel Neues. Denn: „Gott ist ein Gott der Ordnung“ („Gott ist kein Gott der Unordnung sondern des Friedens“).


WAS HAT DAS alles MIT EVANGELISATION ZU TUN?

Kappa (konservativ, christlich geprägt) bevölkert zu einem riesigen Prozentsatz unsere Kirchenbänke. Die meisten anderen Christen sind aus den Augen Kappas, mehr oder minder Exoten.

Kappas Kinder bilden den Löwenanteil in den Jugendkreisen. Kappa empfindet sich, wie übrigens alle anderen Gruppen auch, als völlig normal. Er ist das Zentrum der Gesellschaft.

Kappa findet sich gut, Kappa liebt Evangelisationsmethoden im Kappa-Stil, die andere Kappas wahrscheinlich durchaus ansprechen

Alpha, also die Elite, nimmt diese Welt der Kappas aber kaum wahr,

Gamma (grün-alternativ-estoterisch) ist dagegen, gerade weil Kappa dafür ist,

Omega (die Schwachen unserer Gesellschaft) fühlen sich unter bürgerlichen Leistungsdruck gesetzt,

Beta (Biedermann) langweilt sich und

Sigma (Sunny Boy & Supergirl) greift sich an den Kopf und setzt den Kopfhörer wieder auf.

Es ist unbedingt notwendig, in einer so vielschichtigen Bevölkerung, dass man alle diese verschiedenen Gruppen wahrnimmt und nicht nur eine einzige Gruppe.

Die Kirchen und Gemeinden stehen vor der faszinierenden Aufgabe, diese unterschiedlichen Gruppen auf die unterschiedlichsten Arten anzusprechen und ihnen evangelistisch entgegen zukommen.

Warum sollte man Alphas weiterhin den Kulturschock zumuten, in eine kleinbürgerliche Welt mit schlecht gestimmten Gitarren, Modeformen von 1970 und einer Ghettomentalität einzutauchen, wenn sie Glied der Gemeinde Jesu Christi werden (und bleiben) wollen.

Bei Ortswechsel wird nicht mehr wie früher automatisch die eigene Konfession bevorzugt, viele suchen auch in anderen Gruppen und bleiben dort wo sie eine geistliche Heimat empfinden. Konfession ist nicht mehr gefragt.

Es geht darum, diesen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen gottesdienstliche Heimat zu bieten.

Manche Leute schockiert dieses Zukunftsbild von Gemeinde. Mich schockiert bei allem, das Bewußtsein, wieviele Leute wir bisher nicht oder nicht mehr erreichen.

Was hindert uns, zu den traditionellen Gottesdiensten weitere Formen von Gottesdiensten hinzuzufügen?

Oder auch Trendgemeinden, nicht nur, aber auch.

Bestandsaufnahme:

Welche Gruppierungen finden wir im Ort und in der Umgebung?

Aus welchen Typen (in Prozenten) setzt sich unsere Gemeinde zusammen?

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